Ioosh698 - Kommentare

Alle Kommentare von Ioosh698

  • 9

    Es freut mich wirklich sehr, dass Filme wie POOR THINGS heutzutage noch möglich sind, fernab von nicht enden wollenden Mainstream Produktionen oder dem gefühlt hundertsten Remake eines alten Klassikers.
    Es ist lange her, seitdem ich nach einem aktuellen Film zum letzten Mal so zufriedenstellend den Abspann genießen konnte.

    Ich bin zwar nicht zwingend DER große Anhänger von Regisseur Yorgos Lanthimos (THE FAVOURITE und THE LOBSTER haben mir beide gut gefallen), dafür aber ein umso größerer Fan von Emma Stone, weshalb POOR THINGS natürlich ganz oben auf meiner Merkliste stand.

    POOR THINGS besitzt viele Dinge, wegen denen ich Filme so sehr mag: Mut, Innovation, Gesellschaftskritik,
    Schauspielkunst, visuelle Stärke, Herzblut, interessante Figuren und die Vision eines Regisseurs, der ganz genau wusste, wie er sein Herzensprojekt auf die große Leinwand bringt.

    Im viktorianischen London begeht die junge, hochschwangere Victoria (Emma Stone) Selbstmord, indem sie sich in die Themse stürzt.
    Die Leiche gelangt in die Hände des äußerst Begabten Arztes Godwin Baxter (Willem Dafoe), der bei seinen Forschungen auch gerne mal zu sehr unkonventionellen Mitteln greift.
    In Victoria scheint der entstellte Baxter nun endlich die Möglichkeit für sein bisher größtes Experiment gefunden zu haben.
    Er pflanzt dem leblosen Körper der jungen Frau das Gehirn ihres ungeborenen Kindes ein und erweckt sie somit wieder zum Leben.
    Aus Victoria wird Bella, die sich nun im Körper einer erwachsenen Frau auf dem geistigen Niveau eines kleinen Kindes wiederfindet.
    Abgeschottet von der Außenwelt und unter Aufsicht des Doktors und seines Assistenten Max (Ramy Youssef), wächst in Bella mit zunehmender Zeit der Wunsch nach Freiheit.
    Genauso wie Bella sich selbst zu entdecken beginnt, so möchte sie auch die große weite Welt sehen.
    Dies nutzt der narzisstische Anwalt Duncan Wedderburn (Mark Ruffalo) schamlos aus und schließlich begibt sich Bella mit ihm auf eine Reise quer durch Europa…

    In POOR THINGS werden viele verschiedene Themen behandelt, von Emanzipation, Liebe und Sexualität, bis hin zu Feminismus, Entdeckerdrang, dem sprengen gesellschaftlicher Ketten, der Suche nach sich selbst und vielem mehr.
    All diese Thematiken werden von Yorgos Lanthimos durch eine solche Leichtigkeit und Leidenschaft miteinander verbunden, dass man nur seinen imaginären Hut ziehen kann.
    Es ist doch recht schwer in Worte zu fassen, welche Emotionen ich inmitten all der Eindrücke und all der teils unglaublichen Bilder verspürte, während ich mir den Film ansah.
    Irgendwann durchströmte mich einfach ein Gefühl, das mich daran erinnert hat, dass es Werke wie POOR THINGS sind, die irgendwann mal meine Filmleidenschaft entfacht haben.
    Und dieses Gefühl habe ich in dieser Art und Weise schon lange nicht mehr so stark empfunden wie hier.

    POOR THINGS ist ein Film, den wahrscheinlich jeder Zuschauer mitunter anders interpretieren wird.
    Ich persönlich empfand vor allem die ersten vierzig Minuten als äußerst interessant, die Zeit, in der Bella‘s Geist sich noch in einem naiv kindlichen Status befindet.
    Sie besitzt den Körper einer Frau, jedoch den Verstand eines Kindes.
    Es ist eine einfache Grundprämisse, angelehnt an Frankenstein‘s Monster, die uns hier präsentiert wird.
    Hier lernen wir dieses Wesen kennen, das zu Beginn noch Mühe hat, einen halbwegs vernünftigen Satz hervorzubringen und eher unbeholfen im Haus des Doktors hin und her torkelt, ehe sich Bella sich im Verlauf der Geschichte zu einem starken, losgelösten und eloquenten Geschöpf entwickelt.
    Irgendwann entdeckt Bella ihr eigenes Lustempfinden, ihre Sexualität, was ihr ein bisher nie gekanntes Gefühl der Freiheit gibt, essenziell für ihren Entwicklungsprozess ist und sie schließlich auf ihre große Reise bringt.
    Mit ihrem trockenen, naiven und später auch klugen Wortwitz nimmt Bella sämtliche Moralvorstellungen und gesellschaftliche Strukturen Europas auseinander, immer angetrieben von ihrer grenzenlosen Neugier.
    Das kommt natürlich nicht überall gut an, doch Bella, die es ganz einfach nicht besser weiß, stört das nicht im geringsten, was im Kontext dieses geistigen Reifeprozesses schlichtweg genial inszeniert wurde, gewürzt mit Gesellschaftskritik und einer Brise schwarzem Humor.
    Dieser Prozess wird von Lanthimos teils etwas überspitzt oder gar absurd dargestellt, womit er natürlich ganz bewusst polarisieren möchte.
    Doch es sind nicht nur die schönen Seiten der Welt, die Bella auf ihrer Reise kennenlernt. Sie muss erkennen, dass die Welt auch voller Schmerz und Leid sein kann.
    Es ist eine lange und ereignisreiche Reise und ein bemerkenswerter Entwicklungsprozess, den Bella hier durchlebt, ehe sie am Ende genau dort ist, wo sie sein will.

    Die visuelle Kraft des Filmes, all diese unglaublich leuchtenden, dichten, intensiven und teils bewusst überzeichneten Bilder - ein Traum!
    Beginnt der Streifen zu Beginn noch in schlichtem Schwarz-Weiß, was wohl vor allem die Empfindungen von Bella unterstreichen soll, die die Welt am Anfang ganz einfach noch nicht in ihrer vollen Blüte wahrnimmt, so wandelt er sich mit Beginn von Bella‘s Reise durch Europa in einen Rausch voller sinnlicher Farben, vor allem wenn ich an die Zeit in Lissabon denke. Es war in der Tat wie eine kleine visuelle Offenbarung, als Bella voller Neugier durch die Stadt zog.
    Eingefangen von teils bemerkenswerten Kamerafahrten können so Bilder entstehen, die ganz einfach fürs Kino geschaffen wurden und wunderschön, detailverliebt, prächtig und manchmal auch verstörend zugleich sind.
    Dazu noch all diese unglaublichen Kostüme, gerade wenn ich an die Kleider von Emma Stone denke. Hier war man wirklich mit Leidenschaft, Liebe und Herzblut am Werk!
    In seinen besten Momenten wirkt POOR THINGS wie ein unglaublich ausdrucksstarkes, kraftvolles und surrealistisches Gemälde.
    Außerdem findet sich auch immer mal wieder ein Funken Steampunk in den vielseitigen Bildern wieder.
    Eine visuelle Ästhetik, die atmosphärisch ihresgleichen sucht!
    Unterstrichen wird all dies durch einen äußerst interessanten Score, der den Film mit außergewöhnlichen Klängen untermalt und von jeglichen Zwängen losgelöst zu sein scheint.
    Es fiel mir zwar ab und zu etwas schwer, einen Zugang zur musikalischen Begleitung zu finden, doch man kann dem Werk des Komponisten Jerskin Fendrix definitiv nicht absprechen, voller Innovation, Abwechslung und Gedankenkraft zu sein.

    Schauspielerisch bewegt sich POOR THINGS auf einem enorm hohen Niveau!
    Was Emma Stone hier zeigt, ist Schauspiel der allerhöchsten Klasse! Man kann gar nicht genug Lob über Emma Stone ausschütten.
    Sie gibt die Entwicklung von Bella absolut glaubhaft, selbstbewusst und voller sinnlicher Spielfreude wieder.
    Besonders die Anfänge im Haus des Doktors stehen für mich stellvertretend für das schauspielerische Talent dieser Frau.
    Es ist zweifelsfrei eine sehr anspruchsvolle Rolle gewesen und Emma Stone hat all diese Herausforderung mit Bravour gemeistert! Eine absolut famose Schauspielerin.
    Dieses Lob kann man allerdings auch auf den Rest des Casts übertragen, denn auch abseits seiner Hauptdarstellerin besticht POOR THINGS mit fantastischen Schauspielern, wobei mir vor allem Willem Dafoe ausgesprochen gut in seiner Rolle als exzentrischer Arzt gefallen hat.
    Auch Mark Ruffalo kann überzeugen und mimt gekonnt den selbstverliebten und schmierigen Duncan Wedderburn, wobei das Drehbuch hier einige famose Dialoge zwischen ihm und Emma Stone bereithält.

    POOR THINGS bleibt am Ende ein großartiger Film!
    Meiner Meinung nach hätten es auch 1-2 Sexszenen weniger sein können, gerade gegen Ende in Paris, doch das bleibt letztlich wahrscheinlich Empfindungssache.
    Yorgos Lanthimos hat hier in meinen Augen ein Meisterwerk erschaffen, das mich vor allem in schauspielerischer und visueller Hinsicht absolut begeistert hat!
    Ein Streifen, der meinen Glauben an originelle Filmprojekte endlich mal wieder neu entfachen konnte.
    Inwiefern der Film seiner literarischen Vorlage gerecht wird, kann ich nicht beurteilen, doch meine Neugier auf den Roman ist nun definitiv gestiegen.

    POOR THINGS wird von einem Charme umgeben, der schwer zu definieren ist und sowohl locker luftig als auch äußerst anspruchsvoll durch den Film und seine Atmosphäre weht.
    Mir fiel es auf jeden Fall sehr schwer, mich diesem Charme zu entziehen.

    POOR THINGS ist ein Werk voller Ideenreichtum und sprudelnder Kreativität. Dafür liebe ich Filme!

    12
    • 9

      „Denn wenn Ihr glaubt, Mick Jagger würde mit 50 noch rumzappeln und einen auf Rockstar machen, irrt Ihr Euch leider leider gewaltig!“

      Und der gute Mick zappelt auch mit 80 Jahren noch wie ein junges Reh auf der Bühne herum. Hach ja…

      ALMOST FAMOUS

      Wieso habe ich diesen Film nicht schon viel früher entdeckt?

      Nach gut 10 Monaten Abstinenz auf Moviepilot und pünktlich zum Ende des Jahres ist es nun an der Zeit, mal wieder ein bisschen in die Tasten zu hauen und ein kleines Lebenszeichen meinerseits aufflackern zu lassen.
      Falls ich in dieser Zeit nicht auf alle Nachrichten oder Antworten auf den einen oder anderen Kommentar geantwortet habe, dann tut es mir leid! Ich habe einfach ziemlich viel um die Ohren gehabt und bis auf ein paar Filmbewertungen (bei denen ich immer noch hinterherhinke…) blieb Moviepilot leider total auf der Strecke.
      Ich wollte mich schon früher wieder zurückmelden, doch irgendwie gab es nie den richtigen Moment…

      Mit ALMOST FAMOUS ist Cameron Crowe ein wundervoller Film gelungen.
      Cameron Crowe hat dem Film autobiografische Züge verliehen, denn er war in jungen Jahren selbst eine Zeit lang musikalischer Journalist und später sogar Redakteur für den „Rolling Stone“, was ihn mit vielen Größen der Rockmusik zusammenbrachte und unter anderem auf eine US-Tour mit den Legenden der ALLMAN BROTHERS BAND führte, auch wenn Bandleader Gregg Allman den jungen Crowe am Anfang kurioserweise für einen verdeckten FBI-Agenten hielt.
      Tja, so waren sie eben, die 70er…

      Dreh- und Angelpunkt des Filmes ist der 15 jährige William (Patrick Fugit), der mit seiner älteren Schwester (Zooey Deschanel) und seiner Mutter (wunderbar, Frances McDormand), einer Professorin, zusammenlebt.
      William‘s Mutter hält nicht viel vom Rock N‘ Roll und versucht alles, damit ihre Kinder dieser Musik abschwören, was schließlich dazu führt, dass William‘s Schwester an ihrem 18. Geburtstag auszieht.
      Von ihr erhält William einen ganzen Berg an Schallplatten und eine kleine Nachricht, die sein Leben verändern wird…

      "Leg dir Tommy auf, zünd eine Kerze an und du wirst deine Zukunft erkennen."

      Von nun an dreht sich William‘s Leben um Rockmusik. Er beginnt mit dem Schreiben von Artikeln und bekommt vom bekannten Musikmagazin „Rolling Stone“ schon bald die Chance, die aufstrebende Band „Stillwater“ auf einer Tour zu begleiten, sehr zum Unmut seiner Mutter.
      Es ist der Beginn einer unvergesslichen Zeit auf Tour…

      Es gibt wenig, was ich ALMOST FAMOUS vorwerfen könnte.
      Wenn man auch nur den kleinsten Funken Sympathie für Rock entfachen kann, wird man sich in diesem Film sehr schnell sehr wohl fühlen.

      Ich höre Rockmusik, seitdem ich denken kann. Es mag sich berühmt berüchtigt klischeehaft anhören, doch durch meine Adern fließt der Rock.
      Schon im Kindergarten bin ich mit AC/DC T-Shirt rumgerannt, habe zu Eddie Van Halen Luftgitarre gespielt, mit den Drumsticks meines Vaters die Sofas unsicher gemacht, wollte einfach nicht verstehen, weshalb Jimi Hendrix so früh gestorben ist oder warum Ozzy Osbourne einer Fledermaus den Kopf abgebissen hat.
      Diese Affinität für Rockmusik habe ich wohl vor allem meinem Vater zu verdanken.
      Mein Vater hat eine enorm große Musiksammlung gehabt. Egal ob Schallplatten, CD‘s, DVD‘s/Blu-Ray’s von Konzerten, Merchandise oder Bücher - in dieser Sammlung hat man fast alles gefunden, was das Herz eines Rockfans höher schlagen lässt, so zum Beispiel einen seiner größten Schätze, ein gemeinsames Foto mit Woodstock-Legende Alvin Lee und ein dazugehöriges Autogramm, als Alvin Lee in den 90ern tatsächlich in unseren kleinen Heimatstadt ein Konzert gegeben hat.
      Über seine Sammlung hat er stets „Buch geführt“ und so kam er über die Jahre hinweg auf 1087 CD‘s, 456 Schallplatten und knapp 400 Konzertfilme.
      Zusammen haben wir einige Konzerte besucht, Musikabende mit Freunden veranstaltet oder einfach nur über Musik geredet. Ich kenne bis heute niemanden, der mehr Ahnung von Musik hatte. Er war wie ein wandelndes Lexikon.
      Vor einigen Monaten ist mein Vater nach kurzer schwerer Krankheit unerwartet gestorben, was mich total aus der Bahn geworfen hat, doch all die schönen Erinnerungen, all die Dinge, die er mir über Musik und das Leben beigebracht hat, werden für immer bleiben.
      Ich bin mir sicher, dass er ALMOST FAMOUS geliebt hätte…

      William‘s Zeit auf Tour ist das Ticket in eine scheinbar längst vergangene Ära, die es in dieser Form wohl nie wieder geben wird.
      Der Film fängt das Lebensgefühl der 70er und des Rock N‘ Roll mit einer wunderbaren Leichtigkeit ein und auch der Alltag auf Tour, mit allen Höhenflügen und Problemen, wird authentisch dargestellt.
      Dabei profitiert der Streifen natürlich unübersehbar von den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen des Regisseurs.
      Cameron Crowe hat damals wahrscheinlich den Traum von vielen Musikfans gelebt, als er als Teenager mit den ALLMAN BROTHERS (übrigens die absolute Lieblingsband meines Vaters gewesen) unterwegs war und einen Einblick in die Welt aus „Sex, Drugs & Rock n‘ Roll“ bekommen hat. Das sind Erinnerungen, die man ein Leben lang nicht vergisst.
      Ich würde den Film und die Geschichte von William dabei als eine Mischung aus Coming-of-Age, Musikfilm und Tragikomödie bezeichnen.

      Es geht darum, über sich hinauszuwachsen, den Schritt in die weite Welt zu wagen, seinen großen Traum zu leben und Erwachsen zu werden, stets angetrieben von der Kraft des Rock.
      Diese unbändige Sturmflut des Rock, das donnernde Gefühl, dass man es mit der ganzen Welt aufnehmen könnte, aber auch die durchaus gegebenen Risiken, die dieser Lebensstil mitunter mit sich bringen kann, kommen in ALMOST FAMOUS wirklich gut zur Geltung.

      "Ich bin ein goldener Gott! Und du sagst dem Rolling Stone Magazin, meine letzten Worte waren: Ich bin auf Drogen!"

      William ist ganz nah dran an seiner großen Leidenschaft, der Musik.
      Er lernt die Band und die Denkweisen sowie Persönlichkeiten der Bandmitglieder kennen, kommt mit der Welt von Rauschmitteln, Frauen und Sex in Kontakt und verliebt sich obendrein noch in das Groupie Penny Lane (stark, Kate Hudson), die allerdings eine Affäre mit Bandgitarrist Russel (Billy Crudup) hat, dem Aushängeschild der Band.
      Es steckt viel drinnen in diesem Film und all diese Thematiken werden von Cameron Crowe in einer solchen Klasse miteinander vereint, dass man nur mit der Zunge schnalzen kann.

      Die Musik, die man im Film zu hören kriegt, ist schlichtweg großartig.
      Besonders in Erinnerung bleibt dabei natürlich die bekannte Szene im Bus, wo sich die Band nach einem Streit wieder versöhnt und alle zusammen „Tiny Dancer“ von Elton John singen. Dieser Moment fängt den (Musik)Geist der 70er in wunderschöner Art und Weise ein.
      Es sind Szenen wie diese, die den Film so besonders machen.
      Doch auch abseits davon ist die musikalische Untermalung ein Genuss und gespickt mit Songs von Bands wie „The Who“, „Lynyrd Skynyrd“, oder „The Allman Brothers Band“.
      Außerdem konnte man sogar „Led Zeppelin“ davon überzeugen, ihre Musik im Film verwenden zu dürfen, was sonst eigentlich immer eine schwierige bzw. fast schon unmögliche Angelegenheit ist (In SCHOOL OF ROCK mit Jack Black hört man beispielsweise auch Musik von „Led Zeppelin“).
      Daneben wissen auch die Songs der Filmband „Stillwater“ zu gefallen, die immer mal wieder angespielt werden.
      Außerdem liegt die Stärke von ALMOST FAMOUS oft in liebevollen Details, zum Beispiel dann, wenn während einer Autofahrt das Cover des legendären Pink Floyd Albums „The Dark Side of the Moon“ durch die Sonneneinstrahlung in der Windschutzscheibe reflektiert wird.
      Solche gekonnt versteckten Details finden sich überall im Film.
      Cameron Crowe hat genau gewusst, was er tut.

      Doch was wäre ALMOST FAMOUS ohne seine tollen Schauspieler?
      Patrick Fugit ist als William in jeder Hinsicht ein Glücksgriff gewesen und hat für sein damaliges Alter eine tolle Leistung abgeliefert.
      Der ganz große Durchbruch war Patrick Fugit später ja nie vergönnt, doch mit seiner mittlerweile fast schon ikonischen Rolle als William hat er sich für immer in die Herzen vieler Fans gespielt.
      Frances McDormand ist immer eine Wucht und auch hier weiß sie in der Rolle als strenge, konservative Mutter voll und ganz zu überzeugen. Die Szene mit dem Telefonat zwischen ihr und Russell ist ein purer Genuss.
      In einer Nebenrolle als Musikjournalist Lester Bangs ist der leider viel zu früh verstorbene Philip Seymour Hoffman zu sehen, der hier einmal mehr kraftvoll und leidenschaftlich aufgespielt hat. Er war ein großartiger Schauspieler, mit einer einzigartigen Art und Weise, seine Charaktere zu verkörpern.
      Doch am Ende ist es für mich vor allem Kate Hudson, die hier wie die Sonne über den gesamten Film strahlt.
      Ich gebe zu, dass ich ansonsten nicht unbedingt ein Fan von Kate Hudson bin, aber in der Rolle als Penny Lane hat sie doch eindrucksvoll gezeigt, wie viel Talent in ihr schlummert. Ihre Golden Globe Auszeichnung ist definitiv gerechtfertigt gewesen und in meinen Augen hätte sie sich auch den Oscar verdient gehabt, denn jede Szene mit Kate Hudson ist großartig.
      Sie verkörpert ihre Figur einfach perfekt.
      Nach außen hin gibt sich Penny locker und oberflächlich, doch innerlich sehnt sie sich nach Anerkennung und Liebe, was von Kate Hudson glaubhaft gespielt wird.

      ALMOST FAMOUS bleibt am Ende ein Film, der sich seinen Kultstatus zweifelsohne verdient hat. Der Film mag an den Kinokassen kein sonderlich großer Erfolg gewesen sein, doch über die Jahre hinweg hat sich Cameron Crowe‘s autobiografisch angehauchte Liebeserklärung an die 70er und den Rock N‘ Roll eine treue Fangemeinschaft erkämpft.
      Ich habe mich in der Welt und der Geschichte des Filmes durchweg pudelwohl gefühlt und werde sicherlich noch öfters in den Tourbus steigen, um mit William, Penny Lane und „Stillwater“ auf Tour zu gehen.

      „People always lean toward who's the best guitar player, who's the best singer? I don't see it that way. They're all the best, you know? They've all gotten your attention, you've admired them, you've tried to sing like them. That makes them the best, each and every one of 'em.“
      Gregg Allman

      P.S.: Ich wünsche allen Moviepiloten einen guten Rutsch ins neue Jahr! :)

      8
      • 8 .5

        BESSER WELT ALS NIE ist eine der besten Dokumentationen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe.
        Ich habe die Doku schon seit geraumer Zeit auf meiner Merkliste gehabt, doch erst vor ein paar Tagen habe ich sie mir endlich angesehen.

        BESSER WELT ALS NIE ist das große Abenteuer von Dennis Kailing, der eines Tages beschließt, mit seinem Fahrrad die Welt zu umrunden und diese Reise dabei filmisch und fotografisch festhält.
        Herausgekommen ist letztlich eine packende und abwechslungsreiche Doku, die den Zuschauer in viele verschiedene Länder dieser Erde entführt und einen Einblick in zahlreiche interessante Kulturen bietet.
        Dennis war rund 2 Jahre lang unterwegs und hat in dieser Zeit 41 Länder auf 6 Kontinenten mit seinem Fahrrad bereist, von dem Iran, Armenien, Myanmar, Indien und Indonesien, bis hin zu Thailand, Australien, den USA, México, El Salvador und noch vielen anderen Stationen.
        Ich empfand die Doku als äußerst mitreißend, da man sehr schnell das Gefühl hat, als würde man den sympathischen Dennis auf seiner abenteuerlichen Reise als eine Art Beifahrer begleiten.
        Dadurch, dass man viele verschiedene Orte, Landschaften, Kulturen und Menschen zu sehen bekommt, wirkt die Reise um den Globus für den Zuschauer wie aus einem Guss, der nie ins Stocken gerät und an jeder Ecke eine neue spannende Überraschung bereithält.

        Natürlich verläuft eine solch gigantische Reise nicht ohne Probleme und Herausforderungen. So kann man sich nach einer Portion asiatischer Nudeln schonmal mit einem verdorbenen Magen konfrontiert sehen, mitten im Nirgendwo. Oder war es am Ende doch eine Tropenkrankheit?
        Was tut man, wenn der einzige Weg zum Ziel über einen Sumpf führt, in dem hungrige Krokodile nur auf einen Snack für zwischendurch warten? Wie überwindet man dieses Hindernis mitsamt Fahrrad und Gepäck?
        Wie fühlt es sich an, wenn man zur Monsunzeit mit dem Rad durch Indonesien reist?
        Wie übersteht man die schier endlosen Weiten des Outback’s in Australien, ohne dabei die Motivation an den Nagel zu hängen?
        Zählt El Salvador zurecht zu den gefährlichsten Ländern der Welt, oder ist es doch nur eine Art Mythos?
        Was tut man, wenn man in den USA plötzlich ohne Geld dasteht? Wie kann man sich schnell und effektiv ein paar Dollar dazuverdienen?

        In BESSER WELT ALS NIE gibt es viel zu entdecken und in Erfahrung zu bringen.
        Die Doku zeigt in wunderschönen Bildern, welch wunderbare Orte und Menschen man auf unserem Planeten finden kann.
        Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die Dennis auf seiner Reise von wildfremden Menschen immer wieder entgegengebracht bekommt, hat mich berührt und teilweise auch überrascht.
        Es ist beispielsweise herzerwärmend zu sehen, wie sich Dennis und ein Franzose, den er in Indonesien kennenlernt, zusammen mit den Kindern eines Dorfes im den wassergetränkten Feldern und Gräben amüsieren, während es mal wieder in Strömen schüttet.
        Das Lächeln und die Freude in den Gesichtern der Kinder ist dabei das größte Geschenk.

        Ich persönlich habe großen Respekt davor, dass Dennis sein Vorhaben so konsequent über 2 Jahre hinweg durchgezogen hat, ohne dass er großartig auf diese Reise vorbereitet war oder nennenswerte Erfahrung im Radreisen gehabt hat.
        Wenn man sieht, auf welchem Terrain er sich stellenweise mit seinem Fahrrad bewegt hat, kann man davor erstmal nur den Hut ziehen! 63 geplatzte Reifen nach 43.600 zurückgelegten Kilometern waren unter anderem das Ergebnis dieses unfassbaren Erlebnisses.
        Dennis hat nicht nur geredet, sondern seinen Traum vom einen auf den anderen Tag in die Tat umgesetzt, was ihm letztlich das wohl größte Abenteuer seines Lebens beschert hat.

        BESSER WELT ALS NIE ist eine fantastische Dokumentation, die ich wirklich sehr genossen habe.
        Dennis‘ Reise auf dem Fahrrad um die Welt strahlt eine wunderbare Lebensfreude, viel Motivation und jede Menge positive Vibes aus.
        Die letzten Stationen hätten zwar gerne etwas ausführlicher beleuchtet werden können, genau wie die Reflexion dessen, was die Reise letztlich aus Dennis selbst gemacht hat, doch das bleibt am Ende Kritik auf hohem Niveau und vielleicht wird es ja im gleichnamigen Buch (das ich mit ziemlicher Sicherheit lesen werde) etwas stärker thematisiert.

        So bleibt BESSER WELT ALS NIE ein ganz großes Abenteuer auf zwei Rädern rund um die Welt, mit unglaublich vielen Entdeckungen, großartigen Bildern verrückten Begegnungen und ganz viel Menschlichkeit.
        Was die Doku ebenfalls wunderbar zeigt, ist die schier grenzenlose Schönheit unseres Planeten, auf dem es unzählige Wunder zu finden gibt.

        8,5 Tage im Regen durch die Anden fahren.

        9
        • 10
          über Her

          Manchmal schaut man einen Film und weiß bereits nach wenigen Minuten, dass ebenjener Film einen ganz speziellen Nerv treffen wird oder bereits getroffen hat.
          Solche Momente sind meistens rar gesät, kommen völlig unerwartet.
          Umso stärker ist dann jedoch die Wirkung, die ein solcher Film auf den Zuschauer ausüben kann.
          Hätte mir jemand gesagt, dass ich HER mal in diese Kategorie Film eingliedern würde, dann hätte ich wahrscheinlich nur genugtuend geschmunzelt…

          Spike Jonze hat mit HER einen außergewöhnlichen Film geschaffen, losgelöst von jeglichen Konventionen und bis in jede noch so kleine Pore gefüllt mit Herzblut.
          Im Grunde genommen widmet sich der Film mit der Liebe einer altbekannten Grundthematik, setzt diese aber in einer so frischen, cleveren und innovativen Art und Weise um, wie ich es bisher noch nicht erlebt habe.

          Theodore (Joaquin Phoenix) ist ein liebenswerter und introvertierter Mann, der in einer nahen Zukunft gefühlvolle Briefe für Kunden verfasst, denen es schwerfällt, ihre Gefühle mit Worten auszudrücken.
          Privat geht es Theodore nicht gut, denn er kann die Trennung und damit verbundene Scheidung von seiner Jugendliebe Catherine (Rooney Mara) nicht verarbeiten.
          Eines Tages besorgt sich Theodore ein neues und hochmodernes Betriebssystem für seinen Rechner.
          Samantha (gesprochen von Scarlett Johansson), so der Name des Betriebssystems, ist eine hochintelligente KI, ausgestattet mit einer weiblichen Identität und einer angenehmen Stimme.
          Samantha entwickelt sich kontinuierlich weiter und ist bald nur noch aufgrund ihrer fehlenden menschlichen Hülle von einer echten Frau zu unterscheiden.
          Zwischen Theodore, der sich zunehmend vor Einsamkeit fürchtet und sich nach seiner alten Lebensfreude sehnt, und Samantha entwickelt sich nach und nach eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art…
          Doch ist es wirklich möglich, dass zwischen einem Mann und der Stimme einer weiblichen KI so etwas wie Liebe entstehen kann?

          Die Idee dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte scheint auf den ersten Blick sehr weit hergeholt und doch näher als man denkt.
          Wir Leben in einer Zeit, in der KI geführte Betriebssysteme (Siri, Alexa und Co.) für viele Menschen ein fester Bestandteil des Alltags geworden sind.
          Zwar sind diese (noch) nicht so ausgetüftelt und rhetorisch vielseitig ausgeprägt wie Samantha, doch das bleibt wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit…
          Somit wirft Regisseur Spike Jonze hier einige sehr interessante Fragen und Grundgedanken in den Raum, auf die wir in einigen Jahren vielleicht schon selbst eine Antwort parat haben könnten.
          Ich habe mich schon immer für die Thematik „Künstliche Intelligenz“ interessiert, und seit EX MACHINA hat mich wohl kein thematisch ähnlicher Film mehr so sehr begeistert wie HER.

          Die Geschichte funktioniert vor allem deshalb so gut, weil Theodore ein hervorragend geschriebener Charakter ist, mit dem man sich mühelos identifizieren kann.
          Sein Wunsch nach Zuneigung ist glaubhaft dargestellt, genauso wie die damit verbundene Angst vor neuer körperlicher Nähe, vor der sich Theodore nach dem Ende seiner Ehe fürchtet.
          Samantha scheint also genau das zu sein, was Theodore im Moment braucht.
          Mit ihr kann sich Theodore über Gott und die Welt unterhalten und sich dabei gleichzeitig seinen Problemen stellen. Vielleicht wird er am Ende dieser Geschichte sogar emotional geheilt und aus einer anderen Perspektive auf seine Zukunft blicken…
          Ab einem gewissen Zeitpunkt beginnt Theodore, Gefühle für Samantha zu entwickeln, die er einzig und allein durch die Gegenwart und den Klang ihrer wunderschönen Stimme wahrnimmt.
          Auch Samantha scheint Theodore‘s Gefühle zu erwidern.
          Es ist eine skurrile und kluge (Liebes)Geschichte, die Spike Jonze hier erzählt. Gleichzeitig ist es für mich auch eine der schönsten und bittersüßesten Geschichten, die ich einem Film bis jetzt gesehen habe - frei von Kitsch, liebenswert verspielt, voller zarter Melancholie, ehrlichen Gefühlen und cleveren Ideen.
          HER besitzt zum Teil unerwartet intime Szenen, die von Spike Jonze hervorragend inszeniert wurden, ohne dabei für ungewollt komische Momente zu sorgen.
          Diese kribbelnden Augenblicke zwischen Theodore und Samantha, die ihre Kraft vor allem aus dem großartigen Drehbuch schöpfen, besitzen in ihre besten Momenten mehr Romantik als manch andere Filme mit einer klassischen Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen.

          Mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle ist Regisseur Spike Jonze ein wahrer Glücksgriff gelungen!
          Joaquin Phoenix hat hier einmal mehr bewiesen, was für ein wandlungsfähiger Schauspieler er ist.
          Besonders Phoenix‘ Spiel mit seiner Mimik hat mich beeindruckt, denn es scheint fast so, als könne man jede noch so kleine innere Gefühlskollision von Theodore‘s Gesicht ablesen, ohne dass er dabei überhaupt ein Wort sagt.
          Phoenix spielt Theodore in einer wunderbar geerdeten und authentischen Art und Weise, die sehr angenehm mit dem Grundton des Films verschmilzt.
          HER ist auch in den Nebenrollen toll besetzt, unter anderem mit Amy Adams, Rooney Mara, Chris Pratt und Olivia Wilde.
          Der mitunter größte Schatz des Filmes ist jedoch Scarlett Johansson, beziehungsweise ihre wundervolle Stimme, mit der sie es schafft, einem scheinbar unsichtbaren Wesen unglaublich viel Tiefe und Leben einzuhauchen. Die deutsche Synchro zeigt sich zwar auch hier wieder in einer gewohnt guten Art und Weise, doch gerade im O-Ton kann HER nochmal eine ganz andere intensive Erfahrung werden, denn Scarlett Johansson hat ganz einfach eine unglaublich interessante und schöne Stimme.
          So bauen wir als Zuschauer, genau wie Theodore, nur aufgrund von Samantha‘s Stimme eine Beziehung zu ihr auf. Es kann natürlich auch sein, dass manch anderer Zuschauer keine emotionale Bindung aufbauen kann.
          Ich finde gerade das ist so interessant an dem Film, da man Theodore keinen Schritt voraus ist und Samantha, genau wie er, nur durch ihre Stimme wahrnimmt und dadurch letztlich ins Herz schließt oder eben nicht.

          HER besitzt daneben wundervoll ruhige Kamerafahrten, die sich elegant und stimmig durch den Film ziehen.
          Die Cinematography von HER ist eine Augenweide und die Farbpalette der Bilder strahlt eine angenehm passive Wärme aus, gewürzt mit Sentimentalität, einer sinnlichen Schwere und Melancholie.
          Es gibt unglaublich viel zu entdecken und die visuelle Inszenierung dieser nahen Zukunft steckt voller Details und kreativer Einfälle.
          Besonders im Zusammenspiel mit der wunderschönen musikalischen Untermalung, komponiert von „Arcade Fire“ und Owen Pallett, entsteht dabei eine ganz spezielle Atmosphäre, die mich von Anfang an um den Finger gewickelt hat.

          HER bleibt am Ende ein außergewöhnlicher Film und fast schon ein kleines Stück Poesie.
          Es ist lange her, seitdem mich ein Film restlos begeistert hat, doch Spike Jonze hat es mit seinem innovativen Meisterwerk völlig unerwartet geschafft, dass ich seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die 10 Punkte vergebe.
          Wie Spike Jonze die Geschichte letztlich beendet, ist für mich im Kontext der Grundidee des Filmes übrigens die einzig logische Konsequenz gewesen.
          Außerdem verdeutlich der Film ausgezeichnet, dass Liebe ein unglaublich vielseitiges Gefühl sein kann, das meistens genau dann zuschlägt, wenn man es am wenigsten erwartet.
          Ich kann gut verstehen, wenn man keinen Zugang zu dieser speziellen Geschichte finden kann, doch ich persönlich habe mich in einem Film schon lange nicht mehr SO wohlgefühlt wie in HER. Ich habe jede einzelne Sekunde dieses wunderschönen Films genossen.
          Ein einfühlsam und unaufgeregt erzähltes Drama, das vor allem durch sein zurecht mit dem Oscar ausgezeichneten Drehbuch, einer innovativen Grundidee, interessanten Gedankengängen, viel Gefühl, einem grandiosen Hauptdarsteller und der fabelhaften Stimme von Scarlett Johansson brilliert.

          „But the heart’s not like a box that gets filled up; it expands in size the more you love.“

          Dafür LIEBE ich Filme.

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          • 7

            Ich habe es ja nie wirklich für möglich gehalten, doch 13 Jahre nach AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA hat James Cameron es tatsächlich geschafft, seine lang geplante Fortsetzung in die Kinos zu bringen.
            Der erste Teil war damals wohl mit Sicherheit revolutionäres und gerade in technischer Hinsicht wegweisendes Kino gewesen.
            Es war vor allem ein Film, der die 3D-Technik perfekt einzusetzen wusste. Man hatte durchweg das Gefühl, als wäre man direkt auf Pandora oder würde auf dem Ikran durch die Halleluja-Berge fliegen.
            Ich war damals 12 Jahre alt und dieser unvergessliche Kinobesuch wird wohl immer einen Platz in meinem Filmherzen haben.

            Auf AVATAR: THE WAY OF WATER habe ich mich gefreut, wenngleich ich dem Film aber zugegeben nicht euphorisch entgegengefiebert habe. Vielleicht waren diesbezüglich auch die 13 Jahre Pause dazwischen zu groß. Ich weiß es nicht.
            Ich wollte total unwissend ins Kino gehen und habe im Voraus nicht einen einzigen Trailer gesehen oder mich großartig zum Film informiert.
            Ich hatte grob gesehen also keine Ahnung, was mich eigentlich erwartet.

            Vor zwei Tagen habe ich den Film im augenscheinlich restlos ausverkauften Kino gesehen.
            Nach ein paar Tagen voller Grübeleien zum Film muss ich sagen, dass ich etwas zwiegespalten bin.
            AVATAR: THE WAY OF WATER ist kein schlechter Film, doch er hat bei weitem nicht die Faszination in mir ausgelöst, die mich nach dem ersten Teil scheinbar noch Wochen später umgeben hat.
            James Cameron fährt im zweiten Teil seiner Saga vor allem in visueller Hinsicht erneut alle nur vorstellbaren Geschütze auf. Auf technischer Ebene ist auch dieser Film ein hartes Brett und strotzt nur so von Details und gestochen scharfen Bildern.
            Dabei hat auch das 3D für meinen persönlichen Geschmack wieder ganz wunderbar funktioniert, was ja heutzutage meistens eher zu einer Seltenheit verkommt…
            Ich konnte mich auch hier wieder nicht genug an den wunderschönen Landschaften und verschiedenen Bewohnern von Pandora sattsehen.
            Besonders der Lebensraum des Wasservolkes, bei dem Jake Sully und seine Familie Schutz suchen, hat mir gut gefallen, auch wenn es mich nicht so sehr vom Hocker gehauen hat wie viele andere Zuschauer.
            Auch wenn ich mich kaum zum Film informiert hatte, so wusste ich natürlich auch, dass die Geschichte überwiegend in ebenjener neuen Region auf Pandora spielt.
            Diese Wasserwelt ist zweifelsohne schön anzusehen, aber die unendliche Faszination konnte ich in ihr dennoch nicht sehen.
            Wie bereits erwähnt: In technischer Hinsicht kann man James Cameron wahrscheinlich wenig bis gar nichts vorwerfen.

            Doch reicht Technik allein aus, um einen Film über Wasser zu halten?
            Natürlich war bereits die Story aus dem ersten Teil weit davon entfernt, in erzählerischer oder dramaturgischer Hinsicht neue Maßstäbe zu setzten („Der mit den Na‘vi tanzt“ lässt grüßen…).
            Das Prinzip der namensgebenden „Avatare“, gut eingeführte bzw. interessante Charaktere und die Na‘vi mitsamt ihrer spannenden Lebensweise reichten allerdings aus, um erzählerische Schwächen überwiegend im Zaum zu halten.
            Im zweiten Teil hält James Cameron die Geschichte jedoch komplett auf Sparflamme. Die Story ist wirklich hauchdünn und muss sich immer wieder diesem großen technischen Amboss geschlagen geben.
            Ich habe mich immer gefragt, ob es das jetzt wirklich schon gewesen sein soll oder ob James Cameron doch nochmal mit ein paar unvorhersehbaren Schachzügen um die Ecke kommt. Leider hat er es nicht getan.
            Die Story spielt rund 10 Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils.
            Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) sind mittlerweile Eltern bzw. Adoptiveltern von 4 Kindern und genießen ihr Leben im Paradies von Pandora.
            Eines Tages jedoch (Wer hätte es gedacht?) kommen die Menschen zurück auf den Planeten, um auf Pandora neuen Lebensraum für die Menschheit der sterbenden Erde zu erschließen (Wer hätte es gedacht?).
            Mit an Bord ist der im ersten Teil getötete Col. Quaritch (Stephen Lang), der als ein aus DNA geklonter Na‘vi Elitekämpfer, ausgestattet mit dem genetischen Material und den Erinnerungen von Quaritch, zur Jagd auf Jake Sully angesetzt wird…
            Tja, vielmehr hat die Story leider auch nicht zu bieten. Oftmals greift Cameron auf ähnliche Muster zurück wie im Vorgänger, wenn sich Jake und seine Familie beispielsweise beim Wasservolk beweisen müssen und deren Bräuche und Lebensweise studieren. Das wirkt wie ein Aufguss aus dem Vorgänger, als Jake Sully die Gebräuche der Na‘vi erlernte.
            Große Überraschungen bleiben meiner Meinung nach aus und ingesamt betrachtet ist der Film leider ziemlich vorhersehbar, was der Spannung natürlich nicht gerade in die Karten spielt…
            Viele Szenen wiederholen sich auch häufig, beispielsweise die „Tauchgänge“ im Wasser, weshalb ich den Film mit über drei Stunden Laufzeit auch etwas zu lang finde.
            Die Charaktere, vor allem die neu eingeführten Figuren, bleiben eher blass und sind gespickt mit Klischees, gerade im Hinblick auf die Kinder von Jake und Neytiri, die für meinen Geschmack in der Mitte des Filmes viel zu sehr in den Hintergrund gerückt werden, während man ihren Kinder dabei zusieht, wie sie von einem Problem ins nächste Hüpfen.
            Es hat manchmal schon fast etwas von Coming-of-Age auf Pandora gehabt…
            Das kann man gut finden, muss man aber auch nicht. Ich empfand es stellenweise eher als nervig.

            Auch der Soundtrack bleibt in meinen Augen hinter seinen Möglichkeiten zurück und stützt sich vielmehr auf die (starke!) Arbeit des großen James Horner (RIP😪) aus dem ersten Teil, anstatt auf neue Ideen zu setzten.
            Trotzdem war es mir eine Freude, James Horner‘s Kompositionen wieder auf der großen Leinwand hören zu dürfen, zumindest in etwas abgewandelter Form.
            Die neuen musikalischen Stücke von Simon Franglen haben mich dagegen weniger berührt.

            AVATAR: THE WAY OF WATER bleibt am Ende ein guter Film, aber leider kein herausragendes Werk.
            So schwach die Story selbst auch ist, so toll sind dafür die Bilder und die Technik.
            Viele Filmfans werden jetzt sagen, dass dies auch schon beim ersten Teil der Fall war. Vielleicht haben sie damit recht, doch der Erstling übte wie bereits erwähnt eine Faszination in mir aus, die ich hier schmerzlich vermisst habe.
            Wo war eigentlich diese ganze spirituelle und interessante Kraft rund um „Eywa“? Im ersten Teil noch absolut essenziell für die Handlung, verkommt „Eywa“ hier höchstens zu einem netten Beigeschmack, der am Ende halt relativ unspektakulär ins Finale eingebaut wird. Aber vielleicht kommt da ja im nächsten Teil wieder mehr…
            Ich bin enttäuscht vom Film und doch bin ich es nicht.
            Der Streifen bleibt für mich persönlich sehenswert, allein schon aufgrund seiner gigantischen Schauwerte, doch von der Story selbst habe ich mir definitiv mehr erwartet.
            Ich hoffe sehr, dass James Cameron da irgendwo noch ein Ass im Ärmel hat, denn das kann es ja wohl noch nicht gewesen sein.
            Nach 13 langen Jahren hätte ich mir diesbezüglich schon etwas mehr erhofft.

            7 Monate Flugverbot.

            P.S.: Ich wünsche allen Moviepiloten ein gesundes neues Jahr! :)

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            • Bester Film:
              - LOST IN TRANSLATION (2003)
              - BROKEBACK MOUNTAIN (2005)
              - THE DARK KNIGHT (2008)
              - DER HERR DER RINGE: DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS (2003)
              - (500) DAYS OF SUMMER (2009)
              - REQUIEM FOR A DREAM (2000)
              - INGLORIOUS BASTERDS (2009)
              - KILL BILL - VOLUME 1 (2003)
              - BLOOD DIAMOND (2006)
              - PANS LABYRINTH (2006)

              Bester Animationsfilm:
              - RATATOUILLE (2007)
              - CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND (2001)
              - MARY & MAX (2009)
              - ICE AGE (2002)
              - SHREK (2001)

              Beste Serie:
              - BREAKING BAD (2008-2013)
              - SONS OF ANARCHY (2008-2014)
              - STROMBERG (2004-2012)
              - TWO AND A HALF MEN (2003-2015)
              - BAND OF BROTHERS (2001)

              Bester Schauspieler:
              - Heath Ledger (THE DARK KNIGHT, 2008)
              - Daniel Day-Lewis (THERE WILL BE BLOOD, 2007)
              - Joaquin Phoenix (WALK THE LINE, 2005)
              - Christoph Waltz (INGLORIOUS BASTERDS, 2009)
              - Bill Murray (LOST IN TRANSLATION, 2003)

              Beste Schauspielerin:
              - Reese Witherspoon (WALK THE LINE, 2005)
              - Hilary Swank (MILLION DOLLAR BABY, 2004)
              - Scarlett Johansson (LOST IN TRANSLATION, 2003)
              - Ellen Burstyn (REQUIEM FOR A DREAM, 2000)
              - Uma Thurman (KILL BILL - VOLUME 1, 2003)

              Bester Soundtrack:
              - DER HERR DER RINGE: DIE GEFÄHRTEN (2001)
              - INTO THE WILD (2007)
              - REQUIEM FOR A DREAM (2000)
              - BROKEBACK MOUNTAIN (2005)
              - AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA (2009)

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              • 10

                Mit AFTER LIFE hat Ricky Gervais eine wunderbare kleine Perle erschaffen.
                Neben seiner Funktion als Regisseur und Drehbuchautor schlüpft der talentierte Brite in dieser Serie gleichzeitig noch in die Rolle der Hauptfigur.

                Tony Johnson (Gervais) arbeitet als Journalist bei der lokalen Gratiszeitung „Tambury Gazette“ in der fiktiven britischen Kleinstadt Tambury.
                Tony muss mit einem sehr schweren Verlust klarkommen, denn seine Frau Lisa, mit der er viele Jahre lang glücklich verheiratet war, ist an Brustkrebs gestorben.
                Für Tony bricht damit eine Welt zusammen. Durch den Tod seiner Frau verliert er den Halt im Leben, bekommt Depressionen und würde seinem Leben am liebsten ein Ende setzen.
                Auch Tony‘s Persönlichkeit verändert sich - früher noch nett, liebevoll und voller Lebensfreude, entwickelt sich Tony nach und nach zu einem impulsiven und teils nur schwer zu ertragenden Menschen.
                Seine Mitmenschen haben Tony trotz all der Schwierigkeiten aber noch nicht aufgegeben und versuchen, ihn zurück ins Leben zu führen.
                Doch das ist leichter gesagt als getan…

                Ricky Gervais hat mit AFTER LIFE in der Tat einen kleinen Schatz gehoben.
                Die Geschichte wird in 3 Staffeln mit jeweils 6 angenehm langen Folgen (ca. 25-30 Minuten) erzählt.
                Obwohl die Serie somit vergleichsweise kurz ausfällt, hat sie für mich dennoch genau die richtige Länge. Ab einem gewissen Punkt wäre die Thematik dann nämlich vielleicht auch ausgereizt gewesen.
                Aber Ricky Gervais ist ein erfahrener Hase und hat einmal mehr genau gewusst, was er tut!
                Es ist bemerkenswert, wie viel Tiefgang Ricky Gervais aus seiner Geschichte und seinen tollen Charakteren herausholt.
                In einer wunderbar funktionierenden Mischung aus (britischem) Humor, teils urkomischen Momenten, warmer Melancholie und ganz viel Gefühl hat Gervais hier erneut bewiesen, was in ihm steckt.

                AFTER LIFE besitzt trotz seiner Dramatik einen ganz eigenen und unverhohlen treffsicheren Charme, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen konnte.
                Ich bin fast geneigt zu sagen, dass AFTER LIFE durchaus in die Kategorie „Wohlfühlserie“ passend würde.
                Das ist (wie ich finde) im Hinblick auf das Grundthema der Geschichte keine Selbstverständlichkeit, auch wenn die Serie natürlich vordergründig als Comedy kategorisiert wird.
                Doch diese Bezeichnung allein wird dem, was Ricky Gervais hier geleistet hat, nicht gerecht, denn AFTER LIFE ist so viel mehr als nur eine gewöhnliche Comedyserie.
                Es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, was ich damit meine, denn man muss diese einmalige Mischung aus Witz, schwarzem Humor, Drama und Menschlichkeit wahrscheinlich selbst gesehen haben, um es am besten zu verstehen.
                AFTER LIFE kann in einem Moment fast schon zum Brüllen komisch sein und im nächsten Moment unglaublich unter die Haut gehen. Kaum sind die ersten Tränen getrocknet, kommt Gervais schon wieder mit der nächsten genialen Szene um die Ecke, ehe er wieder tief emotional und menschlich wird oder als Hauptfigur Tony über das Leben sinniert.
                Dieser Rhythmus ist ganz große Klasse und ich gebe zu, dass ich Ricky Gervais diese unglaubliche Qualität nicht zugetraut hätte.

                Ein weiterer großer Pluspunkt der Serie sind die vielen interessanten Charaktere, allen voran die von Gervais gespielte Hauptfigur Tony.
                Dieser wirkt wie aus dem Leben gegriffen und wird von Ricky Gervais unglaublich greifbar und menschlich verkörpert, mit all seinen Ecken und Kanten.
                Tony ist eine tragische Persönlichkeit, die den wichtigsten Halt im Leben verloren hat.
                Manchmal zerreißt es einem echt das Herz, wenn man sieht, wie Tony mit diesem Verlust zu kämpfen hat.
                Tony kann uns zum Weinen bringen, aber er trifft mit seinem eloquenten Mundwerk in bester britischer Manier auch immer wieder trocken unsere Lachmuskeln.
                Auch abseits von Tony hat Ricky Gervais ein fantastisches Gespür für originelle und teils extravagante Charaktere gehabt, zum Beispiel bei Tony‘s Kollegen Lenny (Tony Way), seinem herrlich überzeichneten Psychiater (Paul Kaye) oder dem eigenbrötlerischen Postboten Pat (Joe Wilkinson), einem meiner heimlichen Favoriten.
                Die Charaktere sind sicherlich nicht perfekt und haben ihre Macken, doch sie alle haben ihr Herz am rechten Fleck.
                Durch Tony‘s Arbeit bei der lokalen Zeitung, für die er sich mit seinem Kollegen Lenny hauptsächlich kuriosen und interessanten Storys widmet, bekommt man als Zuschauer teils enorm skurrile Charaktere und Geschichten zu Gesicht, die oftmals gleichermaßen witzig und tragisch sind.

                AFTER LIFE bleibt am Ende eine Serie, die sich auf jede erdenkliche Art und Weise einen Platz in meinem Herzen erkämpft hat.
                Ricky Gervais hat nicht nur ein großartiges Drehbuch geschrieben, sondern nebenbei als Hauptfigur Tony auch noch eine unerwartet starke schauspielerische Leistung abgeliefert, die ich persönlich so nicht erwartet hätte.
                AFTER LIFE regt in seinen besten Momenten zum Nachdenken an und hat mich dazu gebracht, mich mit meiner eigenen Sichtweise auf Leben, Tod, Verlust und Zukunft auseinanderzusetzen.
                Am Ende beschäftigt sich AFTER LIFE vor allem auch mit einer Frage, die letztlich jeder Mensch unterschiedlich beantworten wird: Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?
                Daneben hat mir auch das Ende sehr gut gefallen, das die Serie für mich befriedigend abgeschlossen hat und zum interpretieren einlädt.
                Ricky Gervais ist hier in der Tat ein genialer Mix aus Humor und Drama gelungen, bei dem er nach der dritten Staffel genau zum richtigen Zeitpunkt den Stecker gezogen hat. Gervais‘ feines Gespür für tiefgründige und ehrliche Momente setzten der Serie immer wieder die Krone auf.
                Außerdem hätte ich nicht gedacht, dass mich ein Film bzw. eine Serie nochmal so zu Tränen rühren könnte, wie es AFTER LIFE in der letzen Folge mit der Szene im Kinderhospiz getan hat. Es hat mich einfach überkommen.

                “I’d rather be nowhere with her than somewhere without her.”

                Eine wundervolle Serie.

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                • 8 .5

                  Dokumentationen über Bands oder berühmte Konzerte bzw. Festivals sind in der Regel immer eine gute Zeitinvestition für Musikfans.
                  Durch Zufall bin ich auf Netflix auf die in drei Folgen aufgeteilte Doku zum Woodstock Festival 1999 gestoßen, die mit dem überaus passenden Titel TOTALES FIASKO: WOODSTOCK ’99 versehen wurde.

                  Wir erinnern uns: das legendäre Woodstock Festival aus dem Jahr 1969 ist wahrscheinlich bis heute das bekannteste Musikfestival aller Zeiten, das trotz chaotischen Zuständen durch seine friedliche Stimmung in die Geschichte einging, geprägt von Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe und wundervoller Musik.
                  Woodstock 1969 war das pure Chaos, aber es war ein friedliches Chaos…

                  Pünktlich zum 30 jährigen Jubiläum wurde das berühmte Festival 1999 erneut ins Leben gerufen, unter anderem vor allem deshalb, um die finanziellen Verluste vom Woodstock Festival 1994 wieder auszugleichen. Neben vielen verschiedenen Organisatoren war beispielsweise auch Woodstock-Urvater Michael Lang wieder mit an Bord.
                  Man wollte den jungen Menschen der 90er ein vergleichbares Gefühl von 1969 schenken und ihnen die Werte und die Symbolik von damals nahebringen.

                  Was letztlich dabei herausgekommen ist, nämlich das titelgebende Fiasko, hat mit der „Love & Peace“ Stimmung von 1969 nichts mehr gemeinsam gehabt…

                  Die Organisation schien auf dem Papier anfangs durchaus etwas her zu machen, doch letztlich entpuppte sie sich als Katastrophe.
                  Aus heutiger Sicht ist es gnadenlos naiv, wie die Veranstalter damals dachten, man könnte die Jugendkultur der Hippies aus den 60ern ganz einfach mit den Teens der 90er vergleichen und dabei annehmen, dass sich das Woodstock von 1969 nach drei Jahrzehnten noch einmal genauso auf die neue Jugendkultur übertragen lässt.
                  Meiner Meinung nach ist das einer der Hauptgründe, weshalb das Festival fast schon von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
                  Damals in den 60er gab es die Hippies, die ihren Traum von freier Liebe, freien Drogen und Frieden über die Musik in die Welt trugen und damit auch einige Jahre Erfolg hatten.
                  In den 90ern durchströmte die Jugend der USA mitunter vor allem Wut und Unzufriedenheit, was von den Jugendlichen in der ersten Hälfte des Jahrzehnts vor allem mit dem Grunge und später mit Nu-Metal verarbeitet wurde.
                  Das sind zwei komplett verschiedene Welten, die dort aufeinanderprallten.
                  Kritische Stimmen aus dem Organisationsteam, die eben diese Probleme im Hinblick auf eine möglicherweise andere Stimmung als 1969 ansprachen, wurden allerdings als harmlos abgetan und einfach überhört.

                  Was letztlich dabei herauskam, war das absolute Chaos, das stellenweise unvorstellbare Dimensionen erreicht hat.
                  Ich wusste zwar schon vorher, dass dieses Festival irgendwann ausgeartet war, doch wie krass die Dinge wirklich waren, hat mir erst diese Doku mit ihrem starken Bildmaterial gezeigt.
                  Die Organisation hat im Kontext von Naivität und Gutgläubigkeit komplett versagt - es gab katastrophale Sicherheitsvorkehrungen, keine professionelle Security, Unmengen an Müll, hemmungslosen Drogenkonsum, unverschämt hohe Preise für Lebensmittel (12$ für eine Flasche Wasser am dritten Tag), einen im Hinblick auf die sengende Hitze nicht zu rechtfertigenden Wassermangel, schlechte Bedingungen für‘s Camping, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen, Schlägereien, Zerstörungen des Festivalgeländes und die pure Hilflosigkeit der Veranstalter… Mittendrin und scheinbar überall zugleich auch noch MTV - mehr brauche ich dazu glaube ich nicht zu sagen…
                  Es fällt tatsächlich schwer, dieses Chaos in Worte zu fassen, denn stellenweise konnte ich nur pausenlos den Kopf schütteln, in einer Mischung aus Unglaube und Schockstarre.
                  Absolut unklar.

                  Das Lineup des Festivals bestand aus den größten Bands und Künstlern der damaligen Zeit, unter anderem aus KID ROCK, RAGE AGAINST THE MACHINE, METALLICA, THE OFFSPRING, KORN, den RED HOT CHILI PEPPERS (der legendäre Auftritt von Nackedei Flea^^), BUSH oder LIMP BIZKIT. Nach den Auftritten der Bands wurde im Rave-Zelt weitergefeiert, wo zum Beispiel FATBOY SLIM aufgelegt hat.
                  Beim Auftritt von LIMP BIZKIT geriet die Menge von 250.000 Besuchern in Ekstase - es gab Vergewaltigungen im Publikum und Absperrbanden wurden zum Crowdsurfing benutzt.
                  Der Anblick dieser riesengroßen und unbändigen Menschenmenge, die in der brütenden Hitze vor sich hin brutzelt, vollgestopft ist mit Moshpits und immer wilder wird, ist ein absolut beeindruckender und beunruhigender Anblick zugleich.
                  LIMP BIZKIT Sänger Fred Durst warf man vor, die Menge unnötig angeheizt zu haben. Das ist in meinen Augen eine schwierige Angelegenheit, denn am Ende haben die Bands auf der Bühne nur ihren Job gemacht und ob man eine solch gigantische Menschenmenge, die schon seit Stunden im Rausch war, mit ein paar ruhigen Worten unter Kontrolle gebracht hätte, mag ich auch zu bezweifeln. Und natürlich fällt es auch als Musiker auf der Bühne schwer, sich von dieser Stimmung nicht mitreißen zu lassen. Eine schwierige Angelegenheit…
                  Beim Auftritt der RED HOT CHILI PEPPERS geriet das ohnehin schon chaotische Geschehen am letzten Tag dann schließlich komplett außer Kontrolle und erreichte fast schon kriegerische Zustände. Die Wut der Zuschauer, die sich von den Veranstaltern ausgenutzt, betrogen und vernachlässigt fühlten, kochte über.
                  Es wurden riesige Feuer entfacht, Autos und Busse in Brand gesteckt und das gesamte Gelände wurde gefühlt dem Erdboden gleichgemacht, ehe die Polizei die Lage schließen stoppen konnte.
                  Dass es dabei (glücklicherweise) nicht zu unzähligen Todesfällen kam, gleicht schon fast einem Wunder.

                  TOTALES FIASKO: WOODSTOCK ‘99 bleibt am Ende eine richtig gute Doku, die vor allem mit ihrem vielseitigen Bildmaterial und einigen aufschlussreichen Berichten von Zeitzeugen punkten kann.
                  Der Versuch, den friedvollen und harmonischen Duft von 1969 ins Jahr 1999 zu wehen, entwickelte sich zum kompletten Gegenteil und ist auf ganzer Linie gescheitert. Mit ziemlicher Sicherheit wurde damit auch das Ende der Woodstock Festivals markiert.
                  Die Veranstalter selbst haben gefühlt fast jegliche Verantwortung von sich gewiesen, was ich für eine absolute Frechheit halte! Statt auf ihre jämmerliche „Friedenspatrouille“ zu setzen, die sich lieber mit anderen Besuchern LSD eingeworfen hat anstatt für „Sicherheit“ zu sorgen, hätten sie sich beispielsweise mal lieber verantwortungsvoll um eine vernünftige Security kümmern sollen, nicht um dahergelaufene Leute, die für 500$ dem „Friedenskorps“ beitreten konnten.
                  Von dem ganzen Trubel mal abgesehen, muss man aber auch erwähnen, dass die Bands musikalisch gesehen überwiegend wirklich starke Auftritte abgeliefert haben! Das sollte man nicht vergessen.

                  Ich habe mir schon so oft Videos von Bands vom Woodstock 99 angeschaut und wusste, dass es Ausschreitungen gab.
                  Wie vorhin bereits erwähnt hatte ich allerdings keine Ahnung, was für ein teils krankes Chaos dort wirklich geherrscht hat.
                  Man oh man…

                  Ein Abschied von den 90ern, der einen bitteren und doch irgendwo ikonischen Beigeschmack hat.

                  8,5 explodierte Propangas-Tanks.

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                  • Als eingefleischter HSV-Fan seit Kindertagen blutet mir gerade mein Herz, denn heute ist mit Uwe Seeler im Alter von 85 Jahren wahrscheinlich DIE Vereinslegende schlechthin gestorben.
                    Ein ganz großer Fußballer, der seine gesamte Karriere beim seinem geliebten HSV verbracht hat und auf zahlreiche beachtliche Erfolge zurückblicken konnte, in einer Zeit, in der wahre Vereinsliebe noch existiert hat und das Geld nicht im Vordergrund stand.
                    Es gibt wohl kaum einen anderen Menschen, dem der HSV so viel bedeutet hat wie Uwe Seeler.
                    Er hat sein Leben definitiv mit der Raute im Herzen gelebt!
                    Ein genialer Sportler und ein noch größerer Mensch, der mit seiner liebevollen Art und seiner sympathischen Bodenständigkeit niemals in Vergessenheit geraten wird.

                    Mach’s gut, Uns Uwe!😪💙

                    (Führt doch bitte endlich mal wieder die Kommentarfunktion für Personen ein, liebes MP-Team!)

                    7
                    • 9

                      Mit der 6. Staffel der PEAKY BLINDERS geht nun für mich eine der besten Netflix-Serien in den Ruhestand.
                      Als großer Fan der Familie Shelby möchte ich es mir zum Abschied natürlich nicht nehmen lassen, der Serie mit ein paar Worten Adieu zu sagen.

                      Vor ein paar Jahren, als ich mit der Serie angefangen habe, hatte ich immer den Eindruck gehabt, dass die PEAKY BLINDERS ein kleiner Geheimtipp waren.
                      Mittlerweile ist der Bekanntheitsgrad der Serie verdientermaßen enorm angestiegen und genießt (meiner Erfahrung nach) für viele Serienfans fast schon einen kleinen Kultstatus.

                      Aber worum geht es eigentlich? Die Serie startet erzählerisch zu Beginn in einer wunderbar frischen und unverbrauchten Zeit, nämlich kurz nach dem Ende des 1. Weltkrieges.
                      Die Geschichte ist im englischen Birmingham dieser Zeit angesiedelt und folgt der dort ansässigen und berüchtigten Familie Shelby bei ihren Machenschaften.
                      Die Shelby‘s, die in Birmingham und Umgebung gemeinhin als titelgebende „Peaky Blinders“ bekannt sind, sind zu Beginn der Geschichte tief im kriminellen Sumpf verwurzelt, ganz besonders im Bereich der illegalen Wetten bzw. der Manipulation von Pferderennen.
                      Das ehrgeizig Familienoberhaupt Thomas „Tommy“ Shelby (grandios, Cillian Murphy), gerade mit seinen beiden Brüdern Arthur (Paul Anderson) und John (Joe Cole) aus den Wirren des Krieges heimgekehrt, hat allerdings größere Pläne für seine Familie im Sinn und strebt eine legale Position als wohlhabender Geschäftsmann an, die er mit Unterstützung seiner Familie mit allen Mitteln in die Tat umsetzen will.
                      Und so begleiten wir Tommy und den Rest der Shelby’s viele Jahre lang bei ihren krummen Geschäften, die über die 6 Staffeln hinweg verschiedenste Bereiche umfassen und irgendwann sogar scheinbar den Weg in die Legalität finden, während sich die Charaktere allerdings im Inneren der aufpolierten Geschäftsfassade, für die Außenwelt natürlich völlig unsichtbar, immer wieder mit Bandenkriegen, familiären Konflikten, Korruption, Intrigen, Verlust, Verrat, der dunklen Vergangenheit, historisch politischen Spannungen oder Ereignissen der 1920er und später 1930er Jahren konfrontiert sehen.

                      Ich persönlich würde die PEAKY BLINDERS als eine Mischung aus Familiensaga, Drama, Gangstertum, Charakterstudie und auch Milieustudie bezeichnen, wobei auch immer mal wieder politische Themen behandelt werden oder historische Namen auftauchen, zum Beispiel der von Sam Claflin gespielte Oswald Mosley, Gründer der faschistischen britischen Partei BUF, die in den 1930ern existierte.
                      Die Serie kratzt also viele bekannte Genres an und erfindet das Rad damit definitiv nicht neu. Aber das muss ja auch nicht immer so sein, wie die PEAKY BLINDERS in 6 Staffeln mit je 6 Folgen eindrucksvoll unter Beweis stellen.
                      6 Folgen pro Staffel mögen sich auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich viel anhören, doch die Serie von Schöpfer Steven Knight holt damit dennoch das Maximum aus ihrer Geschichte heraus.
                      Da haben manch andere Serien mit mehr Folgen deutlich spürbarere Flauten gehabt…
                      So wirken die einzelnen Staffel stets perfekt aufeinander abgestimmt, ohne durch große Längen oder blasses Füllmaterial negativ aufzufallen.

                      Ich erinnere mich noch gut daran, dass mich die Atmosphäre der Serie damals förmlich aufgesaugt hat.
                      Die dreckigen Straßen im Arbeiterviertel von Birmingham, die von den Machern ästhetisch gesehen bewusst etwas überspitzt in Szene gesetzten wurden, erzeugen von Beginn an eine Bildersprache, der ich mich bis zum Ende hin nicht entziehen konnte.
                      Ich könnte Tommy den ganzen Tag dabei zusehen, wie er rauchend durch die Straßen zieht und seinem Alltag nachgeht.
                      Egal ob es sich um die Straßen der Stadt, eine alte Fabrik, die schäbigen Docks oder den beliebten Pub „Garrison“ handelt, die Serie fängt die Atmosphäre der damaligen Zeit, kurz nach dem Ende des Krieges, fantastisch ein!
                      Es spielt keine Rolle, an welchem Ort sich eine Szene gerade abspielt, atmosphärisch ist man aufgrund von authentischen Kulissen, viel Detailverliebtheit und dieser ganz speziellen Bildersprache der Serie immer Mittendrin statt nur dabei.
                      Es ist vielleicht ein wenig schwierig zu beschreiben, doch jeder Fan der Serie wird genau wissen, was ich damit meine…

                      Die Serie bezieht ihre Stärke vor allem aus den fantastischen Dialogen, die einem überwiegend starken Drehbuch zu verdanken sind und in Kombination mit den allesamt grandios aufspielenden Schauspielern zu einem wahren Fest werden können!
                      Dabei muss man als Zuschauer stets am Ball bleiben, da es sonst sehr schnell passieren kann, dass man wichtige Informationen und Details verpasst, die später für die Story essenziell werden.
                      Für das Maximum an atmosphärischer Kraft empfiehlt es sich meiner Meinung nach ganz klar, bei den PEAKY BLINDERS auf den englischen O-Ton zu setzen.
                      Dort kommt man nämlich überwiegend in den Genuss des sogenannten „Brummie“ Dialekts, der in Birmingham gesprochen wird und besonders im Fall von Paul Anderson als Arthur Shelby schlichtweg großartig klingt!
                      Auch Tommy Darsteller Cillian Murphy hat eine wirklich tolle Stimme, die mit ihrer Tiefe, ein paar rauen Stimmbändern und enorm viel Charisma nebenbei bemerkt auch ganz wunderbar zu seiner verkörperten Figur passt.
                      Das soll jetzt keine Lobhudelei auf den O-Ton sein, denn auch die deutsche Synchronisation hat hier abermals einen wirklich sehr guten Job gemacht, doch für mich wird es die PEAKY BLINDERS auch in Zukunft definitiv nur im O-Ton geben.

                      Doch was wären die Höhen und Tiefen der Familie Shelby ohne ihre grandiosen Schauspieler?
                      Es ist in der Tat bemerkenswert, was man hier in schauspielerischer Hinsicht geboten bekommt und auf was für große Namen die Serie teilweise zurückgreifen kann.
                      Cillian Murphy schlüpft als Tommy Shelby für mich persönlich in DIE Rolle seiner Karriere und hat sich mit seiner unverwechselbaren Art direkt in mein Herz gespielt.
                      Er verleiht Tommy unfassbar viel Charisma und Profil, bringt all dessen charakterliche Facetten glaubhaft zur Geltung und verschmilzt in seinen besten Momenten schon fast mit dem Oberhaupt der Familie Shelby. Ein knallharter Gangster und Geschäftsmann, der vom Krieg zerfressen wurde und seelisch zermürbt ist. Die Freude am Leben hat Tommy in Frankreich genauso verloren wie sein Lachen.

                      Grace: „I warn you, I‘ll break your heart.“
                      Tommy: „Already broken.“

                      Ein kluger Kopf, für den die Familie und seine geschäftlichen Ziele an oberster Stelle stehen.
                      Was Cillian Murphy hier zeigt, ist großes Kino! Schauspielerisch braucht er sich damit vor anderen großen Darbietungen aus der Serienlandschaft definitiv nicht verstecken!
                      Ein verdammt guter und ungeheuer charismatischer Schauspieler, der in der Rolle des vielschichtigen Antihelden Tommy Shelby ganze Arbeit geleistet hat. Chapeau!
                      Um ehrlich zu sein könnte man diese Worte in abgewandelter Form auf so gut wie alle anderen Schauspieler aus der Serie übertragen, denn mir fällt auch nach reiflicher Überlegung kein Name ein, der mich in irgendeiner Weise enttäuscht hat. Paul Anderson überzeugt als Arthur (wahrscheinlich mein heimlicher Favorit) auf ganzer Linie, der raubeinig, impulsiv und passiv warmherzig zugleich ist. Auch er hat im Krieg die Hölle erlebt und kann die schlimmen Erlebnisse nicht vergessen und verarbeiten. Sein größter Feind ist seine impulsive Brutalität, die er oft nicht kontrollieren kann. Dennoch ist er für die Familie unverzichtbar.
                      Helen McCrory (Ruhe in Frieden!😪) ist in der Rolle von Polly Shelby der Klebstoff, der die Familie auch in schwierigen Zeiten irgendwie zusammenhält. Ich würde Polly als eine Art Mentorin von Tommy und teils auch inoffiziellen Kopf der Familie beschreiben.
                      Helen McCrory hat mit Polly eine starke Frauenfigur gespielt und sie mit ihrer ganz eigenen Note versehen. Für mich war sie eine sehr unterschätzte Schauspielerin, die leider viel zu früh gestorben ist…
                      Wie eben bereits erwähnt, könnte man diese schauspielerischen Aufzählungen gefühlt zu jedem einzelnen Charakter weiterführen, ohne auch nur ansatzweise ein Ende in Sicht zu haben.
                      Was man allerdings nicht unerwähnt lassen darf, sind die teils bemerkenswerten Auftritte von großen Schauspielern in den perfekt zum Leben erweckten Nebenrollen bzw. mitunter sogar Hauptrollen.
                      So wird die Gang am Anfang der Serie beispielsweise von einem zwielichtigen Inspektor ins Visier genommen, der von Sam Neill gespielt wird, welcher in dieser Rolle Folge für Folge mehr aufgeht.
                      In der zweiten Staffel gesellt sich niemand geringeres als Tom Hardy in das kriminelle Treiben, der als jüdischer Geschäftsmann Alfie Solomons für einige Highlights sorgt.
                      Tom Hardy präsentiert sich dabei einmal mehr in Topform und ist qualitativ eine klare Bereicherung für die Serie gewesen.
                      Die vielen gemeinsame Szenen mit Cillian Murphy sind oftmals ein wahrer Genuss.
                      Später wird der Cast zum Beispiel noch durch Oscarpreisträger Adrien Brody in der Rolle eines Mafiabosses, Aiden Gillen als charismatischer Söldner oder Sam Claflin als Faschist Oswald Mosley bereichert.
                      Somit kann man ohne Zweifel sagen, dass sich PEAKY BLINDERS durchweg auf einem schauspielerisch sehr hohen Niveau bewegt! Hier wurden wirklich fantastische und passende Schauspieler gecastet!

                      Auch der Soundtrack der Serie ist große Klasse, vor allem weil er mit teils einzigartigen Songs punktet, die zeitlich eigentlich so gar nicht in die Serie passen, z.B. mit Liedern von PJ HARVEY, RADIOHEAD den ARCTIC MONKEYS, DAVID BOWIE oder JOY DIVISION.
                      Auch wenn viele Songs zum Zeitpunkt der Story natürlich noch gar nicht erschienen sind, so werden sie dennoch stets passend eingesetzt und verleihen dem Geschehen immer wieder eine ganz spezielle Note.
                      Besonders der Titelsong der Serie, „Red Right Hand“ von NICK CAVE AND THE BAD SEEDS“, genießt mittlerweile absoluten Kultstatus und passt in seiner Art und Weise perfekt zur Ästhetik der Serie.

                      Mit der Anfang Juni erschienenen sechsten Staffel haben die PEAKY BLINDERS nun also ihr Ende gefunden.
                      Ich habe mir aus diesem Grund in aller Ruhe noch einmal alle anderen Staffeln ein zweites Mal angesehen, um das Finale bestmöglich vorbereitet zu genießen.
                      In diesem zweiten Durchgang hat mir die Serie noch einmal deutlich besser gefallen als in der ersten Runde, wobei man am Ende des Finales definitiv merkt, dass Schöpfer Steven Knight noch einen zusätzlichen Film geplant hat…
                      Auch wenn es dazu noch keine großen Details gibt, bin ich auf jeden Fall gespannt, was sich in dieser Richtung noch entwickelt.
                      Ein abschließender Film, in dem alle noch offenen Fragen geklärt werden, wäre zweifelsohne sehr schön, auch wenn ich das Serienfinale (vor allem den Twist am Ende!) durchaus gelungen finde.
                      Aber man merkt eben, dass da noch was kommen soll…
                      Insgesamt betrachtet bin ich aber froh, dass die Serie nicht unnötig ausgeschlachtet wurde und man meiner Meinung nach genau zum richtigen Zeitpunkt das Ende eingeläutet hat.

                      Abschließend bleibt noch zu sagen, dass sich Tommy, Arthur und Co. nun definitiv einen Platz in meinem Serienherz erkämpft haben und ich die Machenschaften der Shelby’s in Birmingham auf jeden Fall sehr vermissen werde.
                      Für mich eine grandiose Serie, die ihre Geschichte in einem unverwechselbaren Stil erzählt und daneben vor allem durch das große Schauspiel ihrer Darsteller lebt.
                      Es ist nicht immer alles perfekt und es gibt durchaus Momente, in denen sich das Konzept der Show etwas wiederholt (deshalb trotz des Herzes „nur“ die Gesamtbewertung von 9 Punkten), doch das bleibt Meckern auf hohem Niveau, denn die Serie schafft es immer im richtigen Moment, mit unerwarteten Wendungen oder einem weiteren Highlight auf die richtige Spur zurückzufinden.

                      So muss das sein.

                      Eine Fahrkarte auf die Liste meiner Lieblingsserien, „BY ORDER OF THE PEAKY FOOKIN‘ BLINDERS“!

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                      • 7 .5

                        Ein paar (Spoilerfreie) Gedanken meinerseits zur vierten Staffel STRANGER THINGS…

                        Vielleicht bin ich hier der Einzige mit dieser Meinung, aber die vierte Staffel von STRANGER THINGS war für mich leider etwas zu sehr „over the top“…
                        Wie viele andere Fans habe ich mich extrem darauf gefreut, dass es nun endlich wieder zurück nach Hawkins geht, doch nachdem ich die vierte Staffel vor ein paar Tagen beendet habe, will dieses leichte Gefühl der Ernüchterung einfach nicht recht verschwinden.
                        Ich finde die Serie nach wie vor überdurchschnittlich gut und auch wenn es meinen Worten zufolge vielleicht nicht den Anschein macht, so war die vierte Staffel definitiv nicht schlecht, aber leichte Abnutzungserscheinungen haben sich dann doch bemerkbar gemacht.

                        Die 9 Folgen sind teilweise sehr lang (das Finale geht sogar 150 Minuten), doch ich habe für mein persönliches Empfinden viel zu oft das Gefühl gehabt, dass die Story einfach nicht recht in die Gänge kommen will… In meinen Augen wurden einige Folgen mit ihren rund 80 Minuten einfach viel zu sehr auf „epicness“ getrimmt, aber die Story zappelte dabei oftmals einfach nur auf der Stelle. Vieles hätte man ohne Zweifel auch in der Hälfte der Laufzeit erzählen können…
                        Auch die wirklich großen Highlights waren für mich diesmal nicht vorhanden.
                        Klar, die Gebrüder Duffer haben immer noch ein Händchen für bombastische Inszenierungen und visuell beeindruckende Bilder, aber ich habe halt immer wieder das Gefühl gehabt, all dies irgendwo in der Vergangenheit der Serie in abgewandelter Form schon einmal gesehen zu haben.
                        Manche Charakterentwicklungen sind ebenfalls nicht zufriedenstellend (Will rückt beispielsweise immer mehr in den Hintergrund und kann erst gegen Ende eine Art „Comeback“ feiern…) und mit ihren drei Schauplätzen ist die Serie auch hin und wieder mal überfordert.
                        Das Finale mit seiner langen kinoreifen Laufzeit wird prachtvoll inszeniert, ist aber leider ziemlich vorhersehbar und bis auf vereinzelt herausstechende Szenen habe ich auch hier vergeblich auf die ganz großen „Wow-Momente“ gewartet, wobei ich mit dieser Meinung im Freundeskreis unter teils eingefleischten STRANGER THINGS hardcore Fans beim gemeinsamen Serienabend auch nicht allein war.

                        Das hört sich jetzt alles zugegeben etwas vernichtend an, doch die vierte Staffel ist natürlich trotzdem äußerst sehenswert.
                        Die ganze Geschichte mit Max und ihrem Trauma hat mir beispielsweise sehr gut gefallen, weil diese Figur somit nun endlich mal in den Mittelpunkt gerückt wurde und von Sadie Sink auch gut verkörpert wird.
                        Bösewicht Vecna hat ebenfalls mein Interesse geweckt, auch wenn ich bei dessen Geschichte immer mal wieder Parallelen zu einem gewissen Tom Riddle alias Lord Voldemort gesehen habe. Auch visuell ein wirklich stimmig und stark inszenierter Gegenspieler!
                        Der Gulag-Plot um Hopper und Co. hat mir auch gut gefallen. Vielleicht etwas zu überspitzt inszeniert, aber dennoch sehr spannend, unterhaltsam und atmosphärisch.

                        Die vierte Staffel STRANGER THINGS wollte letztlich für meinen Geschmack ganz einfach zu oft zu viel. Es wird wahrscheinlich Zeit, langsam den Stecker zu ziehen und ich bin tatsächlich froh, dass man nach der fünften Staffel Schluss machen möchte…
                        Das Geschehen wirkte etwas zu aufgebläht und auch die Story hätte etwas mehr Innovation vertragen können, anstatt sich immer wieder auf dieselben Grundansätze zu verlassen.
                        Insgesamt betrachtet war aber auch Staffel 4 überdurchschnittlich gute Serienunterhaltung und viele Fans werden mit Sicherheit enorm viel Spaß mit der Clique und ihren neuen Abenteuern haben.
                        Auch ich habe diesen Spaß gehabt (keine Frage!), allerdings DEUTLICH WENIGER als bei den vorherigen Staffeln.
                        Das ist allerdings nur meine persönliche Meinung, aber so ehrlich muss ich leider sein.
                        Die anderen Staffeln haben von mir 9 Punkte bekommen. Hier muss ich leider auf 7,5 Punkte runtergehen.

                        P.S.: Die ganzen Kate Bush „Fans“ und „Experten“ kann ich mit ihrem Pseudowissen übrigens nicht mehr ertragen…
                        Die neuen Metallica „Professoren“ dürften nach dem Finale nun auch nicht mehr lange auf sich warten lassen…;D

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                        • Geile Idee! Es gibt so viele tolle Coverversionen da draußen… Diese hier sind mir spontan eingefallen:

                          OASIS - „I am the Walrus“ (Original von THE BEATLES)

                          https://youtu.be/98Z2vQDqpVw

                          PAUL BRADY AND THE FOREST RANGERS - „Gimme Shelter“ (Original von THE ROLLING STONES)

                          https://youtu.be/e9k6zS7g2Mg

                          MÖTLEY CRÜE - „Smokin‘ in the Boy‘s Room“ (Original von BROWNSVILLE STATION)

                          https://youtu.be/5oVBvxA0mm0

                          GUNS N‘ ROSES - „Knockin‘ On Heaven‘s Door“ (Original von BOB DYLAN)

                          https://youtu.be/f8OHybVhQwc

                          THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE - „All Along the Watchtower“ (Original von BOB DYLAN)

                          https://youtu.be/TLV4_xaYynY

                          NIRVANA - „The Man Who Sold the World“ (Original von DAVID BOWIE)

                          https://youtu.be/fregObNcHC8

                          THE JEFF HEALEY BAND - „While My Guitar Gently Weeps“ (Original von THE BEATLES)

                          https://youtu.be/BjJORx8xnnA

                          THE KILLERS - „Shadowplay“ (Original von JOY DIVISION)

                          https://youtu.be/wrbKvxGgFfg

                          MOTÖRHEAD - „Heroes“ (Original von DAVID BOWIE)

                          https://youtu.be/J06yQb4lbPk

                          JOHNNY CASH - „Hurt“ (Original von NINE INCH NAILS)

                          https://youtu.be/8AHCfZTRGiI

                          AARON LEWIS - „Nutshell“ (Original von ALICE IN CHAINS)

                          https://youtu.be/H13WafsyNEg

                          VAN HALEN - „You Really Got Me“ (Original von THE KINKS)

                          https://youtu.be/9X6e7uctAww

                          PLACEBO - „Running Up That Hill“ (Original von KATE BUSH)

                          https://youtu.be/x5GuBa4Bbnw

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                          • 8

                            In MAN VS BEE sorgt Rowan Aktinson für wunderbar kurzweilige und chaotische Unterhaltung.

                            Trevor (Aktinson) ist Housesitter und soll für ein paar Tage das äußerst luxuriöse Anwesen eines reichen Ehepaares hüten.
                            Als wären die hochmoderne Technik und Ausstattung des Hauses nicht schon kompliziert genug, so findet sich Trevor dazu auch noch ziemlich schnell in einem erbitterten Zweikampf mit einer listigen Hummel wieder, die ihn mit der Zeit dazu bringt, ein Chaos biblischen Ausmaßes zu fabrizieren…

                            Um die Sache kurz zu machen: Ich habe genau das bekommen, was ich mir im Vorfeld von der kleinen Serie versprochen habe, nämlich ein kurzweiliges, verrücktes, herrlich überzeichnetes und gut gespieltes Vergnügen.
                            Rowan Aktinson (ein ♥️ für MR. BEAN!) war meiner Meinung nach genau die richtige Wahl für diese Rolle! Auch nach all den Jahren ist dieser Mann immer noch ein Meister im Spiel mit Mimik und Gestik und konnte mir in der Rolle des maßlos überforderten Haushüters einige Lacher entlocken.
                            MAN VS BEE hat mich sehr oft an den Film MÄUSEJAGD erinnert, in dem Nathan Lane und Lee Evans als tollpatschiges Brüderpaar eine kluge kleine Maus aus ihrem Haus befördern wollen, bis ihnen am Ende im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter Füßen weggezogen wird.
                            Auch Rowan Aktinson scheitert in jeder nur erdenklichen Weise daran, die Hummel aus dem Haus des Ehepaares zu vertreiben, bis schließlich am Ende das pure Chaos ausbricht und immer verrücktere Methoden zum Einsatz kommen, um der Hummel endlich den Garaus zu machen.
                            Den Humor kann man mögen, muss man aber auch nicht. Meinen Geschmack hat die Serie damit aber auf jeden Fall getroffen.

                            MAN VS BEE ist eine witzige und verspielt überdrehte Insektenjagd der etwas anderen Art. Warum man MAN VS BEE nun als Serie konzipiert hat will sich mir zwar nicht ganz erschließen, denn man kann Aktinson‘s Kampf gegen die Hummel auch wunderbar in 90 Minuten am Stück wie einen Film gucken, aber das spielt am Ende auch keine besonders wichtige Rolle.
                            Ein toller Spaß mit einem spielfreudigen Rowan Aktinson, den ich mir irgendwann mit Sicherheit noch einmal ansehen werde.

                            8 Hummeln auf einen Streich.

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                            • 7 .5

                              Wenn sich altbekannte Synthesizer von Harold Faltermayer im Gehörgang breitmachen, ein kurzer Klappentext der US Navy auf der Leinwand zu sehen ist und einige Kampfpiloten zu Kenny Loggins‘ „Danger Zoner“ durch die Lüfte sausen, dann weiß man spätestens ab diesem Moment, dass Tom Cruise nach 36 Jahren wieder in eine seiner bekanntesten Rollen zurückgekehrt ist.

                              Nach dieser langen Zeit erscheint nun mit TOP GUN: MAVERICK die Fortsetzung des zum Kultfilm avancierten TOP GUN von Tony Scott aus dem Jahr 1986.
                              Ich habe zum ersten Teil ein positives, wenngleich auch nicht euphorisches Verhältnis.
                              Es ist weder ein Film aus meiner Jugend, noch sehe ich ihn als besonders herausragenden Streifen an. Vor rund einer Woche habe ich ihn mir als „Vorbereitung“ auf die Fortsetzung nach einer gefühlten Ewigkeit noch einmal angesehen - ein rasanter Actionfilm mit einem grandiosen Soundtrack, der sich durchweg in Klischees und Patriotismus suhlt, daraus aber auch nie ein Geheimnis gemacht hat.
                              Es war tatsächlich der perfekte Rekrutierungsfilm für die Navy, die Regisseur Tony Scott beim Dreh bekanntermaßen auch tatkräftig zur Seite stand…

                              Nichtsdestotrotz war ich neugierig auf den zweiten Teil.
                              TOP GUN: MAVERICK ist vor allem eine riesengroße Verbeugung vor dem Erstling und gespickt mit zahlreichen Rückblicken, Querverweisen und teils fast 1 zu 1 nachgestellten Szenen aus dem Vorgänger.
                              Dennoch verkommt der Film nicht zu einem bloßen Neuaufguss des ersten Teils und findet innerhalb all der Nostalgiebomben immer mal wieder den Weg zu neuen Ideen.

                              Im zweiten Teil hat der gute alte Pete „Maverick“ Mitchell (Tom Cruise) mal wieder Mist gebaut.
                              Damit er nicht unehrenhaft aus dem Dienst entlassen wird, findet er sich kurzerhand in der legendären „Top Gun“ Flugschule wieder, wo er einige talentierte neue Fluganwärter auf eine heikle Mission vorbereiten soll.
                              Unter seinen Schützlingen befindet sich auch Bradley „Rooster“ Bradshaw (Miles Teller), der Sohn von Maverick‘s verstorbenem Freund Nick „Goose“ Bradshaw, der damals bei einem gemeinsamen Einsatz mit Maverick ums Leben gekommen ist…

                              Die Story ist im Grunde genommen nicht sonderlich innovativ, macht aber als direkte Fortsetzung zu den Ereignissen des Vorgängers, gerade im Hinblick auf die Beziehung zwischen Maverick und Rooster, durchaus Sinn. Man sollte dabei aber keine großen Überraschungen erwarten, denn die Story ist insgesamt betrachtet doch ziemlich vorhersehbar und frei von erinnerungswürdigen Wendungen.
                              Das habe ich aber um ehrlich zu sein auch genauso erwartet und durchaus in meine Erwartungshaltung mit einkalkuliert.
                              TOP GUN: MAVERICK besitzt den Charme und den Witz seines Vorgängers, kann in vielen Szenen aber auch mit gefühlvollen Momenten punkten, beispielsweise dann, wenn Maverick mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird oder seinen alten Freund Tom „Iceman“ Kazanski (Val Kilmer) trifft.

                              Technisch präsentiert sich der Film auf einem sehr guten Niveau! Besonders positiv macht sich der Schnitt bemerkbar, der die zahlreichen Flugsequenzen zu einem enorm wilden Ritt werden lässt.
                              Tom Cruise hatte ja damals gefordert, für die geplante Fortsetzung auf echte Flugzeuge zu setzten, anstatt auf CGI zurückzugreifen. Das macht sich im Film meiner Meinung nach gut bemerkbar, denn das ganze Geschehen wirkt in seiner Inszenierung wirklich verdammt echt, was wahrscheinlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass die US Navy bei den Dreharbeiten wieder kräftig ihre Finger im Spiel hatte und der Film überwiegend auf originalen Flugzeugträgern oder Navy-Stützpunkten gedreht wurde.
                              Auch im Hinblick auf den Sound macht der Streifen eine gute Figur, was natürlich besonders im Kino toll zur Geltung kommt.
                              Es hat durchweg Spaß gemacht, die Flugzeuge durch die Lüfte fliegen zu sehen und auch zu hören.

                              TOP GUN: MAVERICK bleibt am Ende eine überraschend gelungene Fortsetzung. Wer mit dem ersten Teil schon Schwierigkeiten hatte, der wird höchstwahrscheinlich auch mit der späten Fortsetzung nicht warm werden…
                              Natürlich ist die Story nicht sonderlich herausragend und der Film trieft vor Pathos, Patriotismus und Navy-Werbung, aber das sollte eigentlich jedem bewusst sein, der sich dazu entschließt, den Film anzusehen.
                              Tom Cruise hat sichtlich Spaß bei der Rückkehr in eine seiner Paraderollen gehabt und auch sonst zeigt sich der restliche Cast, unter anderem in Form von Jennifer Connelly, Ed Harris, Glenn Powell oder dem bereits erwähnten Miles Teller, in sehr spielfreudiger und charmanter Form, was meiner Bewertung auch zugute kommt.
                              Natürlich ist auch der Soundtrack wieder vollgestopft mit vielen tollen Tracks, die sich wie schon im Vorgänger genial ins Geschehen einfügen.
                              Für Leute, die mit dem ersten Teil aufgewachsen sind, dürfte die Rückkehr von Maverick mit Sicherheit ein wahres Fest sein und die größtmögliche Portion Nostalgie mit sich bringen.
                              Doch auch ich hatte als „neutraler“ Zuschauer definitiv meinen Spaß mit dem Film und somit kann ich letztlich ruhigen Gewissens sagen, dass TOP GUN: MAVERICK ein gelungener Actionfilm geworden ist und mir einen schönen Kinoabend beschert hat.

                              7,5 ignorierte Befehle.

                              6
                              • 8 .5

                                Die Kombination aus David Cronenberg und Viggo Mortensen hatte mich bereits vor nicht allzu langer Zeit im Film EASTERN PROMISES überzeugt, weshalb ich nun mit großer Neugier an A HISTORY OF VIOLENCE herangegangen bin.

                                Ansehen wollte ich mir den Film schon seit einer gefühlten Ewigkeit und doch wusste ich nicht, was mich im Hinblick auf die Story wirklich erwartet.

                                A HISTORY OF VIOLENCE beginnt relativ ruhig und unaufgeregt. Im Fokus steht das Leben der amerikanischen Vorzeigefamilie Stall, die in einer idyllischen Kleinstadt ein scheinbar glückliches Leben führt.
                                Eines Tages kommt es im Diner von Familienoberhaupt Tom (stark, Viggo Mortensen) zu einem Zwischenfall, der die Familie in den Fokus der Öffentlichkeit rückt und eine Reihe von Ereignissen lostritt, durch die sich Tom mit seiner Vergangenheit konfrontiert sieht…

                                Ich habe das Gefühl gehabt, dass mir meine Unwissenheit im Hinblick auf die Story des Filmes in gewisser Weise zugute kam.
                                Man kann zwar durch den Filmtitel eine Richtung vermuten, in die sich die Geschichte bewegen könnte, doch trotzdem gab es immer wieder Momente, die ich so nicht erwartet hätte.
                                Dabei konzentriert sich A HISTORY OF VIOLENCE vor allem auf die verschwommene Vergangenheit des von Viggo Mortensen verkörperten Tom Stall, die nach dem Zwischenfall in seinem Diner Schritt für Schritt aufgedeckt wird und ungeahnte Folgen mit sich bringt…
                                Als Zuschauer ist man dabei nicht weniger ratlos als dessen Familie, denn man tappt sehr lange im Dunkeln, ehe sich alle Geheimnisse vollständig auflösen.
                                Das hat aber auch zur Folge gehabt, dass ich die Story überwiegend enorm spannend fand und stets das Verlangen hatte, endlich die Wahrheit über Viggo Mortensen‘s Charakter zu erfahren.
                                David Cronenberg inszeniert den Film doch eher in ruhiger Art und Weise, wobei Gewaltmomente insgesamt betrachtet recht sparsam eingesetzt werden.
                                Wenn es aber zur Sache geht, dann macht Cronenberg seinem Namen alle Ehre und spart nicht an Brutalität und Härte, was die FSK 18 durchaus gerechtfertigt macht.
                                Aber genauso kennen wir den Regisseur ja auch.

                                Getragen wird A HISTORY OF VIOLENCE überwiegend von seinen stark aufspielenden Schauspielern.
                                Viggo Mortensen überzeugt in der Hauptrolle auf ganzer Linie und hat einmal mehr bewiesen, was für ein wandlungsfähiger Schauspieler er ist.
                                Er erweckt seine Rolle glaubhaft zum Leben und bringt den Kampf zwischen Tom und seiner Vergangenheit toll zur Geltung. Ich liebe diese unaufgeregte Art von Viggo Mortensen, der dabei aber trotzdem eine starke Leinwandpräsenz ausstrahlt. Toller Kerl - einer meiner Favoriten!
                                Ebenfalls überzeugend, auch wenn ich sonst so meine Schwierigkeiten mit ihr habe, ist Maria Bello als Tom‘s Ehefrau. Ich habe mir während des Filmes oft die Frage gestellt, wie ich denn in so einer Situation an ihrer Stelle reagieren würde? Es ist in der Tat ein großes moralisches Dilemma und Maria Bello bringt all diese Gewissenskonflikte authentisch rüber.
                                Außerdem gibt es mit Ed Harris und William Hurt noch zwei großartige Schauspieler zu bewundern, die gleichermaßen wie die Faust auf‘s Auge in ihre Rollen passen. Besonders Ed Harris tut das, was er am besten kann - einen erinnerungswürdigen Nebencharakter verkörpern, der durch Harris‘ Ausstrahlung zu einem der absoluten Highlights des Films wird.
                                Selbiges gilt für den erst kürzlich verstorbenen William Hurt, der hier mit verhältnismäßig kurzer Screentime für ein spannendes und knallhartes Finale sorgt.

                                A HISTORY OF VIOLENCE bleibt am Ende ein mehr als gelungener Film. In der Art seiner Inszenierung hat mich der Film immer mal wieder an EASTERN PROMISES erinnert, bekanntermaßen ebenfalls von David Cronenberg.
                                Dieser Mann weiß einfach, wie man Spannung aufbaut, eine einzigartige Atmosphäre kreiert und eine packende Geschichte erzählt. Außerdem wird der Film in seiner Laufzeit (knapp 90 min.) nicht unnötig in die Länge gezogen, was mir gut gefallen hat.
                                A HISTORY OF VIOLENCE ist ein exzellent gespieltes Drama um die Verdrängung der eigenen Identität und um aufgerissene bzw. längst vergessene Wunden der Vergangenheit, bei dem vor allem der Name des Filmtitels Programm ist.
                                Denn die Gewalt ist scheinbar allgegenwärtig in diesem Film und findet ihren Weg in das Alltagsleben einer scheinbar ganz normalen Familie, die sich schließlich im Verlauf der Geschichte immer mehr mit ihr auseinandersetzen muss.
                                Es ist in der Tat eine „Geschichte über die Gewalt“, die man im Idealfall mit so wenig Vorkenntnissen wie möglich auf sich wirken lassen sollte…

                                10
                                • Das 90er Voting habe ich ja leider verpasst, aber diesmal bin ich mit dabei!

                                  Bester Film:
                                  - STIRB LANGSAM (John McTiernan - 1988)
                                  - TERMINATOR (James Cameron - 1984)
                                  - DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (Irvin Kershner - 1980)
                                  - INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG (Steven Spielberg - 1989)
                                  - ES WAR EINMAL IN AMERIKA (Sergio Leone - 1984)
                                  - PLATOON (Oliver Stone - 1986)
                                  - MISSION (Roland Joffé - 1986)
                                  - BLADE RUNNER (Ridley Scott - 1982)
                                  - WIE EIN WILDER STIER (Martin Scorsese, 1980)
                                  - DAS BOOT (Wolfgang Petersen - 1981)

                                  Bester Animationsfilm:

                                  - TARAN UND DER ZAUBERKESSEL (1985 - in meinen Augen sehr unterschätzt)
                                  - BASIL, DER GROßE MÄUSEDETEKTIV (1986)
                                  - DIE LETZTEN GLÜHWÜRMCHEN (1988 - Ein starker Film und zugleich ein derber Schlag in die Magengrube)
                                  - IN EINEM LAND VOR UNSERER ZEIT (1988 - eine wunderbare kleine Perle, gespickt mit vielen wichtigen Botschaften und ganz viel Gefühl)
                                  - ASTERIX BEI DEN BRITEN (1986)

                                  Beste Serie:
                                  - DIE GUMMIBÄRENBANDE (1985-1991)
                                  - DUCKTALES - NEUES AUS ENTENHAUSEN (1987-1990)
                                  - ALFRED J. KWAK (1989-1990)

                                  Diese drei Serien kenne ich vor allem noch aus Kindertagen, denn auch gut 15 Jahre später waren sie noch sehr beliebt. Ansonsten habe ich leider kaum eine Serie aus den 80ern gesehen, egal ob es sich um DAS A-TEAM, MIAMI VICE oder KNIGHT RIDER handelt, weshalb ich leider keine weiteren Beispiele nennen kann.
                                  Da bin ich wohl einfach zu jung^^

                                  Bester Soundtrack:
                                  - MISSION (Wunderschön, Ennio Morricone - 1986)
                                  - ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT (1985)
                                  - BLUES BROTHERS (1980)
                                  - DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER (1983 - ganz besonders wegen dem Stück „Victory Celebration“)
                                  - JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES (1981 - stellvertretend für alle drei Indy Teile)

                                  Bester Schauspieler:
                                  - Robert De Niro (WIE EIN WILDER STIER - 1980)
                                  - Al Pacino (SCARFACE - 1981)
                                  - Daniel Day-Lewis (MEIN LINKER FUß - 1989)
                                  - Jack Nicholson (SHINING - 1980)
                                  - Robin Williams (DER CLUB DER TOTEN DICHTER - 1989)

                                  Beste Schauspielerin:
                                  - Linda Hamilton (TERMINATOR - 1984)
                                  - Natja Brunckhorst (CHRISTIANE F. - WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO - 1981)
                                  - Sigourney Weaver (ALIENS - DIE RÜCKKEHR - 1986)
                                  - Shelley Duvall (SHINING - 1980)
                                  - Michelle Pfeiffer (SCARFACE - 1983)

                                  16
                                  • 7

                                    Ich persönlich fand die 1. Staffel von LOVE, DEATH + ROBOTS richtig gut, weshalb ich mich auch sehr auf die 2. und die 3. Staffel der Netflix Serie gefreut habe.
                                    Zur zweiten Staffel hatte ich tatsächlich letztes Jahr nach Release schon einen Kommentar geschrieben, den ich allerdings irgendwie nie veröffentlicht habe🤔
                                    Deshalb folgt hier ein persönlicher Eindruck zu den einzelnen Episoden der 2. und 3. Staffel von LOVE, DEATH + ROBOTS, wie ich es damals auch schon zur 1. Staffel gemacht habe.

                                    Staffel 2:

                                    AUTOMATISIERTER KUNDENSERVICE - 7 Punkte: In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft, in welcher der Alltag der Menschen von Geräten mit künstlicher Intelligenz bestimmt wird, wendet sich ein Saugroboter plötzlich gegen seine alte Besitzerin, die nun alles daran setzt, ihren vermeintlich treuen Haushaltsgefährten zu stoppen.
                                    Eine gelungene Episode, die einmal mehr verdeutlicht, dass künstliche Intelligenz, so viele Vorteile sie auch bieten mag, enorm viele Probleme mit sich bringen kann.

                                    EIS - 4 Punkte: Ein Außenseiter nimmt mit seinem Bruder auf einem Eisplaneten an einer gefährlichen Mutprobe teil, damit er endlich mehr aus sich rauskommt und sich besser an sein neues Umfeld anpassen kann.
                                    Für mich leider eine eher schwache und vorhersehbare Episode, wobei ich hier vor allem mit der optischen Inszenierung meine Probleme hatte, die überhaupt nicht meinen Geschmack getroffen hat.

                                    JÄGER UND GEJAGTE - 9 Punkte: Genau wegen solchen starken Episoden mag ich diese Serie so gern! In einer Welt, die gnadenlos von Überbevölkerung geplagt ist, gerät ein Cop nach und nach in einen tiefen Gewissenskonflikt, der seine Weltanschauung von Grund auf in Frage stellt.
                                    Eine tiefgründige, spannende, emotionale und optisch großartig inszenierte Episode!

                                    SNOW IN DER WÜSTE - 8,5 Punkte: Diese Episode zeigt ganz klar, ähnlich wie beispielsweise die Folge JENSEITS DES AQUILA-RIFTS aus Staffel 1, was man mit Animationen heutzutage alles erreichen kann. In technischer bzw. visueller Hinsicht absolut grandios! Inhaltlich begleitet man den Einzelgänger Snow, der von unzähligen Kopfgeldjägern durch die Wüste gejagt wird.
                                    Eine stark inszenierte und optisch betörende Folge!

                                    IM HOHEN GRAS - 8 Punkte: Diese Episode hat mir sehr gut gefallen, da sie sich angenehm seicht am Horror der alten Schule bedient und ungemein atmosphärisch daherkommt, mit einer sehr geheimnisvollen Ästhetik und ordentlich viel „Old School Vibes“.

                                    BESCHERUNG - 7,5 Punkte: Eine weihnachtliche Bescherung der etwas anderen Art und Weise. Ein kurzweiliger, atmosphärischer und düsterer Schocker. Kurz und knackig, ohne viel Drumherum. Inhaltlich vielleicht nicht gerade sonderlich innovativ, dafür aber gekonnt und unterhaltsam umgesetzt!

                                    RETTUNGSKAPSEL - 8 Punkte: Eine starke Sci-Fi Episode, bei der man einmal mehr die perfekten, realistischen und detailverliebten Animationen erwähnen muss, die tatsächlich die Frage heraufbeschwören könnten, wie lange man eigentlich noch Schauspieler braucht?
                                    Sehr spannend und packend inszeniert, wenngleich große Überraschungen überwiegend ausbleiben. Stark!

                                    DER ERTRUNKENE RIESE - 8,5 Punkte: Zum Abschluss gibt es nochmal ein richtiges Highlight und eine der tiefgründigsten, philosophischsten und auch nachdenklich stimmendsten Folgen, gekonnt gewürzt mit einer Brise Gesellschaftskritik.

                                    Gesamtwertung Staffel 2: 7,5 Punkte

                                    Staffel 3:

                                    DREI ROBOTER: RÜCKZUGSSTRATEGIEN - 6,5 Punkte:
                                    Drei Roboter, bekannt aus der ersten Staffel, klappern verschiedene Stationen auf der Erde ab, wobei sie sich mit dem Ende der Menschheit nach einer Apokalypse auseinandersetzen. Die Folge ähnelt in ihrem Ablauf stark der anderen bekannten Folge mit den Robotern aus Staffel 1, bietet aber ein paar zynische Gags und ganz gut funktionierenden schwarzen Humor.

                                    SCHLECHTE REISE - 8 Punkte:
                                    Eine wunderbar düstere Folge mit einem angenehmen Horroranteil sowie einer tollen Atmosphäre. Die Crew eines Schiffes wird von einem seltsamen und gefährlichen Krustentier heimgesucht, das vor allem den Kapitän nach und nach unter seinen Einfluss bringt. Diese Episode lebt vor allem durch die Atmosphäre und einige gute Wendungen.
                                    Eine wirklich gelungene Folge.

                                    DER PULS DER MASCHINE - 5,5 Punkte:
                                    In dieser Episode begleiten wir eine Astronautin bei ihrem Überlebenskampf nach einem missglückten Einsatz auf dem Jupitermond. Mich konnte diese Folge leider nicht wirklich erreichen, weder mit der visuellen Inszenierung, noch mit der (philosophischen) Story, die hauptsächlich von Wahnvorstellungen und der Kommunikation bzw. Interaktion der Protagonistin mit der „Stimme des Jupitermondes“ geprägt ist, was mich überwiegend kalt gelassen hat.

                                    DIE NACHT DER WINZIGEN TOTEN - 7 Punkte:
                                    Für solche abstrusen und maßlos übertriebenen Folgen mag ich die Serie so sehr! Sex auf einem Friedhof führt zur blutigen Zombie-Apokalypse auf der „Mini-Erde“, die man in ihrer Inszenierung mit dem Miniatur Wunderland in Hamburg vergleichen könnte.
                                    Blöd, sinnlos und dennoch kurzweilig und extrem schön übertrieben :D

                                    TÖTET ES, TEAM! - 7,5 Punkte:
                                    Auch diese Folge ist in jeder Hinsicht maßlos übertrieben. Eine US-Spezialeinheit, die immer einen bekloppten Spruch auf den Lippen hat, bekommt es mit einer Bestie zu tun, die von der CIA gezüchtet wurde.
                                    Dabei gibt es literweise Blut, Unmengen an Testosteron und endlose Logiklöcher zu begutachten. Trotzdem ist diese Folge (Action)Unterhaltung pur und strotzt nur so vor Splatter. Man sollte nur sein Gehirn ganz weit wegpacken und die Sache nicht zu ernst nehmen.
                                    Eine Folge, die amerikanischer nicht sein könnte…

                                    SCHWÄRMER - 7 Punkte:
                                    Zwei Wissenschaftler beschäftigen sich mit einer unbekannten Lebensform im Weltall, doch „der Schwarm“ treibt sein ganz eigenes Spiel…
                                    Visuell ist diese Episode meisterhaft inszeniert, doch die Story hat man in dieser Form schon sehr häufig gesehen und das Ende kam mir auch etwas zu abrupt. Alles in allem auch etwas zu leicht vorherzusehen…

                                    MASONS RATTEN - 7 Punkte:
                                    Der alte Farmer Mason hat mit einer Rattenplage zu kämpfen und wird von einem Unternehmen mit allerlei fortschrittlichen Geräten ausgestattet, damit er die Ratten bekämpfen kann.
                                    Hier hat mir besonders das doch recht herzerwärmende Ende mitsamt seiner moralischen Botschaft gefallen.

                                    BEGRABEN IM GEWÖLBE - 8 Punkte:
                                    Sicherlich, im Hinblick auf die Story ist das Geschehen nicht sonderlich innovativ, doch ich wurde dennoch blendend unterhalten. Besonders die Optik ist einmal mehr grandios und fast schon fotorealistisch, wenn man dabei zusieht, wie eine Spezialeinheit nach und nach von einer unbekannten Macht massakriert wird.
                                    Wenig Überraschungen, aber stark inszeniert!

                                    JIBARO - 5 Punkte: Visuell gesehen ohne Zweifel die mitunter beste Arbeit der gesamten Serie! Hier kann man teilweise nur mit der Zunge schnalzen.
                                    Inhaltlich fand ich die Story, in der es um die Verbindung eines tauben Ritters und einer Sirene geht, allerdings eher befremdlich und etwas zu extravagant. Sicherlich eine innovative Idee, keine Frage, für meinen Geschmack aber nichts.

                                    Gesamtwertung Staffel 3: 7 Punkte

                                    Fazit:
                                    Mir hat auch die zweite Staffel von LOVE, DEATH + ROBOTS verdammt gut gefallen! Bis auf eine Folge (EIS), die ich persönlich sehr schwach fand, gab es hier für mein Empfinden keine wirklich enttäuschende Episode. Schade, dass es nur 8 neue Folgen gab… Mein Favorit bleibt ganz klar die Folge JÄGER UND GEJAGTE.
                                    Die 3. Staffel finde ich persönlich im Vergleich zu den beiden anderen etwas schwächer, aber aufgrund der enorm hohen Abwechslung immer noch sehenswert.
                                    Hier und da hätte man vielleicht etwas mehr Innovation spielen lassen sollen, anstatt sich vordergründig auf der beeindruckenden visuellen Bandbreite der Bilder „auszuruhen“, aber das bleibt letztlich Meckern auf hohem Niveau. Hier werden in teilweise gerade einmal 10 Minuten äußert stimmige und atmosphärische Welten geschaffen, was große Klasse ist!
                                    Von mir aus kann Netflix jedes Jahr eine neue Staffel raushauen, denn in LOVE, DEATH + ROBOTS scheinen den Machern keine Grenzen gesetzt zu sein… Es ist immer wieder wie eine riesige Wundertüte, bei der man auf alle möglichen Inhalte gefasst sein muss…
                                    Ich möchte noch erwähnen, und das fiel mir auch schon in Staffel 1 auf, dass ich mir allerdings die Frage stelle, wie lange es noch dauert, bis man das klassische Erlebnis Film, so wie wir es kennen, mit den teils atemraubenden und fotorealistischen Animationen ersetzten kann?
                                    Natürlich wünsche ich mir das nicht zwingend herbei, denn was wird dann aus den ganzen talentierten Schauspielern und anderen Mitgliedern der Filmcrew, aber es ist definitiv ein Fakt, den man nicht länger ignorieren kann.
                                    Aber das ist nur ein kleiner Gedanke meinerseits und mit Sicherheit auch etwas zu weit gedacht.

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                                      über Heat

                                      "Wenn es regnet, wirst du eben nass."

                                      HEAT ist einfach immer wieder ein Filmerlebnis der ganz besonderen Art.
                                      Ich persönlich habe das Gefühl, dass HEAT bei jeder erneuten Sichtung besser wird.
                                      HEAT ist kein schneller Drink für zwischendurch, sondern vielmehr wie ein guter Wein, den man sich auf der Zunge zergehen lassen muss, damit man sein volles Aroma auskosten kann.

                                      Regisseur Michael Mann hat das Genre des Kriminalfilms/Actionthrillers mit seinem Meisterwerk HEAT in meinen Augen nahezu perfektioniert.
                                      Es gibt zweifelsohne viele großartige Kriminalfilme, doch ich kennen keinen anderen Genrevertreter, der eine solche Tiefe besitzt wie HEAT.
                                      Michael Mann nimmt sich alle Zeit der Welt, um in seine Story einzuführen und die einzelnen Charakter vorzustellen. Mir ist bei dieser Sichtung mehr als je zuvor aufgefallen, wie ruhig der Film eigentlich erzählt wird, dabei jedoch von der ersten Minute an einen Sog entwickelt, dem man sich nur sehr schwer entziehen kann.
                                      Hier wird nichts überstürzt, sondern vielmehr ein wahrlich meisterhafter Spannungsbogen entwickelt, der sich durch gut geschriebene Charaktere kontinuierlich weiterentwickelt und dabei trotzdem wunderbar unaufgeregt anfühlt.

                                      HEAT - das Duel der Giganten.
                                      Robert De Niro gegen Al Pacino.
                                      Neil McCauley gegen Vincent Hanna.
                                      Gangster gegen Cop.

                                      Michael Mann vereint in HEAT zwei der größten Charakterdarsteller der Kinogeschichte zusammen in einem Film. Dies geschah zwar schon 1972 unter Coppola in DER PATE - TEIL 2, allerdings haben De Niro und Pacino damals keine einzige Szene zusammen vor der Kamera gedreht.
                                      Das ist hier natürlich bekanntermaßen anders und diese zwei großen Namen machen HEAT zu einem Film, der in schauspielerischer Hinsicht schlichtweg grandios ist.
                                      Robert De Niro ist mein absoluter Lieblingsschauspieler und auch Al Pacino befindet sich in der Liste meiner Favoriten auf den obersten Plätzen.
                                      Diese beiden Giganten passen perfekt in ihre jeweiligen Rollen und haben ohne Frage einen sehr großen Anteil daran, dass HEAT über die Jahre hinweg einen so legendären Status aufbauen konnte.

                                      Robert De Niro schlüpft in die Rolle des Neil McCauley, ein Berufsverbrecher, wie er im Buche steht. Professionalität steht für ihn an oberster Stelle, genauso wie das Geld, das von seiner Bande und ihm erbeutet wird.
                                      Seine Bande, der unter anderem Chris (Val Kilmer) und Michael (Tom Sizemore) angehören, hat Neil im Griff. Die Truppe ist ein eingespieltes Team und kann sich aufeinander verlassen.
                                      Eines Tages kommt es bei einem Job jedoch zu mehreren Morden, provoziert von Waingro (Kevin Gage), der die Bande bei diesem Raub unterstützt hat.
                                      Diese Morde rufen den ambitionierten Cop Vincent Hanna auf den Plan, gespielt von Al Pacino, der sich mit viel Erfahrung und seiner aufbrausenden Art an Neil’s Bande heftet, die er um jeden Preis hinter Gitter bringen will…

                                      Im Grunde genommen ist die Story des Filmes also nichts grundlegend Neues, doch durch Michael Mann‘s starke Regiearbeit, den herausragenden Schauspielern und einer Menge Authentizität und Realismus wird HEAT sprichwörtlich in andere Sphären gehoben.
                                      Mit knapp 3 Stunden Laufzeit könnte man HEAT schon fast als (Krimi)Epos bezeichnen und mittlerweile ist es wohl fast schon ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich gefühlt jeder andere Genrevertreter an Michael Mann‘s Mammutwerk messen muss.

                                      Was mir an HEAT verdammt gut gefällt, ist die Tatsache, dass die Privatleben der vielen verschiedenen und komplexen Charaktere so ausführlich und interessant beleuchtet werden, ganz egal auf welcher Seite des Gesetzes sich die jeweilige Figur befindet.
                                      Bei genauerer Betrachtung wird zum Beispiel deutlich, dass Neil und Vincent viele Gemeinsamkeiten besitzen. Beide sind absolute Profis auf ihrem jeweiligen Spezialgebiet (Ermittlung/Raub) und wissen genau, was sie zu tun haben. Allerdings leben sowohl Neil als auch Vincent fast ausschließlich für ihre Arbeit, was im Privatleben natürlich nicht ohne Folgen bleibt. Aber dessen sind sie sich bewusst.
                                      Vincent versucht vergeblich, irgendwie Struktur in seine kaputte Ehe zu bringen, verspürt jedoch ständig das Verlangen nach Nervenkitzel, dem ganz speziellen Kick, der bei der Jagd nach McCauley auf ihn wartet. Es ist schon fast wie eine Droge und gleichzeitig Vincent‘s wichtigste Antriebsquelle im Kampf für Gerechtigkeit.
                                      Auch Neil bekommt keine Struktur in sein Privatleben. Abseits der Kriminalität und der Bande ist Neil vereinsamt und allein. Sein unterkühltes und steriles Haus könnte man stellvertretend für seine Einsamkeit ansehen, auch wenn er das natürlich ganz anders sieht.

                                      “Ich bin allein; ich bin nicht einsam.”

                                      Er versucht mit aller Kraft, irgendwie die Bande zusammenzuhalten und kümmert sich vor allem um Sorgenkind Chris, für den Neil über die Jahre hinweg wie eine Art Ersatzvater geworden ist. Die Liebe hat Neil mittlerweile fast schon verlernt und doch findet sie eines Tages den Weg zurück in sein Leben. Für Neil ist nun der Zeitpunkt gekommen, um endgültig Schluss zu machen und den Weg zurück in ein „normales“ Leben zu wagen.

                                      Zwei Männer, deren Schicksale scheinbar untrennbar miteinander verbunden sind.

                                      Es steckt in der Tat enorm viel drinnen in diesem Film. HEAT bietet viel Interpretationsspielraum, gerade im Hinblick auf die beiden Charaktere Neil McCauley und Vincent Hanna.
                                      Man kann HEAT nicht einfach als 0815 „Gut gegen Böse“ Film bezeichnen, obwohl er diesem Klischee auf den ersten Blick blendend zu entsprechen scheint.
                                      So kann es im Verlauf des Filmes durchaus vorkommen, dass man für Figuren Sympathien entwickelt, für die man eigentlich keine Sympathien entwickeln sollte.
                                      Natürlich sind Neil und seine Bande Kriminell, daran besteht kein Zweifel.
                                      Sie legen ihren Fokus jedoch nur auf ihre Beute und wollen Opfer vermeiden. Macht sie das deswegen zu besseren Menschen? Nicht unbedingt. Es lässt sie in meinen Augen jedoch ihre Menschlichkeit wahren und nicht zu menschenverachtenden Mördern werden. Wenn sie dazu gezwungen werden, dann sind sie bereit zu töten. Im Vordergrund stehen aber einzig und allein das Geld und die Professionalität. All diese „Werte“ werden von Waingro mit Füßen getreten und sind Auslöser der Ermittlungen gegen die Bande.
                                      Es ist in der Tat ein kleines moralisches Dilemma, in das man hier als stiller Beobachter hineingezogen werden kann.
                                      Michael Mann bringt den Zuschauer dazu, sich mit genau solchen moralischen Fragen bzw. Thematiken zu beschäftigen.

                                      Vincent und Neil stehen auf der komplett anderen Seite des Gesetzes. Trotzdem respektieren sie sich als Kontrahenten.
                                      Dies wird vor allem während der genialen Szene im Coffee Shop deutlich, die mittlerweile schon einen ikonischen Status unter Filmfans genießt.
                                      Der Moment, in dem sich Neil und Vincent von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen, ist relativ unspektakulär in der Art seiner Inszenierung.
                                      In meinen Augen ist es allerdings genau DIESE Tatsache, die die Szene so besonders macht!
                                      Die beiden Männer unterhalten sich inmitten der anderen Gäste des Coffee Shops. Sie erfahren mehr über das Denken ihres Gegenübers und stellen fest, dass sie in der Art und Weise ihres Vorgehens gar nicht so unterschiedlich sind.

                                      "Ich tu das, was ich am Besten kann: Ich dreh Dinger. Sie tun was Sie am Besten können: Leute wie mich davon abhalten!"

                                      Zwei Feinde, die sich mit Respekt und auch Ehrfurcht begegnen, mitten in einem x-beliebigen Coffee Shop. Es ist ein scheinbar ganz normales Gespräch, das Neil und Vincent führen - unaufgeregt, sachlich und dennoch essenziell für die Story. Man ist fast geneigt zu sagen, dass Neil und Vincent unter anderen Umständen Freunde sein könnten…
                                      Trotzdem wissen beide, dass es dazu nicht kommen wird…

                                      „Sie machen, was Sie machen und ich tue, was ich tun muss. Und jetzt, da wir uns in die Augen gesehn haben... Wenn ich dabei sein sollte, wenn man Sie aus dem Verkehr zieht, würde ichs nicht gern tun. Aber ich sage Ihnen: Wenn ich entscheiden muss zwischen Ihnen und irgendsoeiner armen Sau, dessen Frau Sie zur Widwe machen wollen... Bruder, dann hast du keine Chance."

                                      Und natürlich ist das auch der Moment, in dem sich Robert De Niro und Al Pacino endlich eine gemeinsame Szene teilen dürfen.
                                      Es ist dabei ein absoluter Genuss, diese beiden Legenden bei ihrem Gespräch zu beobachten. Mehr braucht man dazu auch nicht zu sagen. LEGENDÄR!
                                      Für mich persönlich ganz klar einer der größten Momente der Filmgeschichte, in dem augenscheinlich erstmal nicht viel passiert, aber insgesamt betrachtet dennoch alles gesagt wird.

                                      "Ein ziemlich ödes Leben, oder?"
"Es ist nun mal wie es ist. Entweder so oder wir müssen uns nach was anderem umsehen."
"Ich hab nichts anderes gelernt."
"Ich auch nicht."
"Ich glaub, ich will auch nichts anderes."
"Ich auch nicht."

                                      Man könnte an dieser Stelle noch etliche andere Momente aufzählen, die ausnahmslos grandios sind.
                                      Natürlich darf man dabei den besten Shootout aller Zeiten nicht unerwähnt lassen, denn diese Szene ist wahrlich großes Kino! Mit einer ordentlichen Soundanlage bekommt man die Kugeln dabei förmlich um die Ohren geschossen, denn der Sound ist schlichtweg grandios und unglaublich kraftvoll und knallend.
                                      Diese Szene wurde so realistisch und greifbar inszeniert, dass sie zeitweise sogar den Rekruten der „United States Army“ als Lehrmaterial für eine solche Gefahrensituation gezeigt wurde.
                                      Mehr Anerkennung kann man als Regisseur für seine Arbeit wohl kaum kriegen.
                                      Gerade weil solche Momente im Film selbst doch recht rar gesät sind, entwickelt diese Szene eine wahrhaft einzigartige Klasse.

                                      HEAT ist ein ganz besonderer Film. Über die Jahre hinweg hat sich Michael Mann‘s Knaller sprichwörtlich zum Kultfilm gemausert und genießt fast durchweg positive Anerkennung. Und all dieses Lob hat sich der Film auch verdient!
                                      HEAT lebt vorrangig von seiner guten Story und den noch besseren Charakteren, die schauspielerisch famos verkörpert worden sind.
                                      Robert De Niro und Al Pacino sind dabei natürlich das Aushängeschild, doch auch abseits dieses Duo‘s ist HEAT vollgestopft mit großartigen Namen aus dem Filmgeschäft, egal ob es sich dabei um Val Kilmer (ich hatte schon fast vergessen, wie viel starke Filme Kilmer doch gedreht hat!), Tom Sizemore, Wes Studi, Jon Voight, Ashley Judd, Mikelti Williamson oder Kevin Gage handelt, der als Waingro eine sehr starke Leistung gezeigt und wunderbar in die Rolle dieses Psychopathen gepasst hat.
                                      Ebenfalls mit an Bord ist Natalie Portman in einer kleinen Rolle als Stieftochter von Vincent, die hier für ihr junges Alter eine beachtliche Performance gezeigt hat.
                                      Aber das ist für Kenner von LÉON (1994) natürlich keine Überraschung…;)

                                      Ich wurde schon oft gefragt, was denn mein liebster Film aus dem Genre des Kriminalfilms bzw. Actionthrillers ist. Für mich wird es dabei immer nur auf eine Antwort herauslaufen, nämlich Michael Mann‘s Meisterwerk HEAT.
                                      Ich fand den Film schon immer genial, doch wie tiefsinnig, ausgefeilt, reif und perfekt abgerundet er wirklich ist, habe ich tatsächlich erst vor ein paar Tagen nach der letzten Sichtung erkannt.
                                      Der Film wird nicht von unzähligen unplatziert wirkenden und elend langen Schießereien oder blassen Figuren gestört, sondern arbeitet durchweg auf seine Schlüsselmomente hin. Hier wirkt keine Szene unwichtig oder überflüssig. Jeder klitzekleine Moment hat seine Bedeutung für die Story und trägt zum Spannungsbogen des Filmes bei, der sich gerade zum Ende hin ins Unermessliche steigert.
                                      Das Ende bereitet mir nach all den Jahren immer noch feuchte Hände und rundet den Film als Gesamtpaket perfekt ab.

                                      HEAT ist Michael Mann‘s bester Film, sein Meisterwerk.
                                      Meine Worte werden der Klasse des Filmes wahrscheinlich sowieso nicht gerecht, doch manchmal muss man sich einfach seine Gedanken von der Seele schreiben.

                                      HEAT - viel besser werden Filme nicht mehr…

                                      "Irgendwer hat mir mal gesagt, Du darfst dich niemals an was hängen, das Du nicht innerhalb von 30 Sekunden problemlos wieder vergessen kannst, wenn Du merkst, daß Dir der Boden unter den Füßen zu heiß wird."

                                      10 mal den Fernseher aus dem Auto werfen.

                                      P.S.: Jetzt weiß ich definitiv, woher sich die Entwickler von „Rockstar Games“ die Inspiration für ihr Videospiel „GTA V“ geholt haben…;)

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                                        über Speed

                                        Wow! Ich frage mich gerade ernsthaft, weshalb ich SPEED erst jetzt gesehen habe, fast 30 Jahre nach Veröffentlichung…
                                        Es ist gefühlt eine kleine Ewigkeit her, seitdem ich zuletzt so an den Bildschirm gefesselt wurde wie hier!
                                        SPEED ist pures und reines Adrenalin und bietet in seinen besten Momenten kaum Zeit für eine Verschnaufpause.
                                        Aus der scheinbar hauchdünnen Story wird das absolute Maximum herausgesprengt, was knapp 2 Stunden (im wahrsten Sinne des Wortes) bombastische Unterhaltung zur Folge hat!

                                        Ein gewiefter und rachsüchtiger Bombenleger (Dennis Hopper) hat unter einem Bus eine große Bombe platziert. Sollte der Bus schneller als 50 Meilen pro Stunde fahren, wird die Bombe scharf. Fällt der Bus danach wieder auf unter 50 Meilen pro Stunde zurück, explodiert die Bombe.
                                        Ein auf Bombenentschärfung spezialisierter Cop des LAPD (Keanu Reeves) versucht an Bord des Busses verzweifelt, die Bombe irgendwie zu entschärfen.
                                        Unterstützung erhält er dabei unter anderem von seinem Kollegen Harry (Jeff Daniels) und Fahrgast Annie (Sandra Bullock), die sich nach einem Zwischenfall notgedrungen am Steuer des Busses wiederfindet…

                                        SPEED - hier ist der Name definitiv Programm.
                                        Regisseur Jan de Bont hat mit diesem Film einen Actionthriller der Extraklasse abgeliefert, der seinen enorm hohen Spannungsbogen bis zum Ende aufrechterhalten und immer wieder mit neuen schwunghaften Momenten punkten kann. Man fühlt sich in manchen Augenblicken schon fast selbst wie ein Fahrgast des Busses, der zum Scheitern verurteilt durch die Innenstadt von Los Angeles brettert.
                                        Dabei überzeugen vor allem Keanu Reeves in der Rolle des Cop‘s und Dennis Hopper als dessen Gegenspieler, der Reeves immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Dennis Hopper gibt als Bombenleger eine wirklich gute Figur und einen mehr als charismatischen Bösewicht ab! Dieser Mann war einfach ein ganz toller Schauspieler, der seinen Rollen immer eine unverwechselbare Note verliehen hat.
                                        Keanu Reeves funktioniert in der Rolle des mutigen Cops der Bomben-Spezialeinheit ebenfalls ganz wunderbar und zeigt eine kraftvolle und spielfreudige Leistung.
                                        Keanu Reeves ist vielleicht nicht DER große Charakterdarsteller, aber mit Sicherheit einer der bodenständigsten und sympathischsten Schauspieler überhaupt, den ich immer wieder gerne sehe.
                                        Sandra Bullock gehört zwar in der Regel zugegebenermaßen nicht zu meinen schauspielerischen Favoritinnen, doch hier hat sie mir überraschenderweise gut gefallen und fügt sich neben Reeves und Hopper mehr als ordentlich ins Gesamtbild ein.

                                        SPEED ist nostalgisches Actionkino der 90er Jahre, und zwar in Bestform! Der Film fängt rasant an und nimmt danach immer mehr Fahrt auf, ohne zwischendurch auch nur ansatzweise mal das Bremspedal zu streicheln.
                                        Auch das „Finale nach dem Finale“ fand ich persönlich großartig, da ich den Showdown in der U-Bahn absolut nicht auf dem Schirm hatte. Gerade wenn man denkt, dass der Film nun seinen Höhepunkt erreicht hat, fährt SPEED nochmal sämtliche Geschützte auf und rast einem starken sowie spannenden Finale entgegen.

                                        SPEED bleibt somit am Ende ein für meinen Geschmack grandioser Actionthriller, der mich durchweg an den Bildschirm gefesselt hat.
                                        Meine Erwartungen wurden ganz klar übertroffen und die vielen starken Bewertungen sind für mich um ehrlich zu sein keine Überraschung…

                                        Ein hochspannender Kracher, gespickt mit tollen und charismatischen Schauspielern, unendlich viel Adrenalin und dem ganz besonderen Flair der 90er.

                                        9 Runden übers Flughafengelände drehen.

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                                        • 8

                                          Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie sehr man von Filmen überrascht werden kann, an die man im Voraus mit niedrigen Erwartungen herangegangen ist.
                                          Ich für meinen Teil hätte mir zum Beispiel niemals vorstellen können, dass ich den beiden PADDINGTON Teilen mal stolze 8 Punkte geben werde…

                                          Ich persönlich bin kein Kenner der Bücher bzw. der Fernsehserie rund um den liebenswerten Bären aus dem „dunkelsten Peru“, wenngleich mir die Figur dennoch bekannt war.
                                          PADDINGTON aus dem Jahr 2014 hat mich in unglaublich positiver Art und Weise überrascht, da ich hier durchweg das Gefühl hatte, einen Film zu sehen, den man wirklich als Familienfilm bezeichnen kann, da er gefühlt für jede Zielgruppe geeignet ist.
                                          Ich habe schon lange keinen Film mehr gesehen, der solch eine liebevolle und herzerwärmende Aura ausgestrahlt hat wie PADDINGTON.
                                          Der Humor war angenehm abwechslungsreich und reichte von Slapstick bis hin zu Anspielungen auf andere Filme. Einige Szenen haben mich wirklich zum Lachen gebracht, da der sympathische Bär im Großstadtdschungel Londons von einem Fettnäpfchen ins Nächste stolpert.
                                          Auch schauspielerisch war PADDINGTON ein klarer Volltreffer! In dieser Hinsicht war ich überrascht, wie gut die Schauspieler in ihre jeweiligen Rollen passten und ihre Charaktere zum Leben erweckten, gerade wenn ich an die Familie Brown denke, die den tollpatschigen Bären bei sich aufnimmt.
                                          Besonders überzeugend empfand ich dabei Hugh Bonneville und Sally Hawkins als Mr. und Mrs. Brown.
                                          Meine heimlichen Favoriten waren allerdings Nicole Kidman, die wunderbar in die Rolle der divenhaften Pelzjägerin gepasst hat, und Peter Capaldi als Mr. Curry, der als eigenbrötlerischer Kauz aus der Nachbarschaft einige witzige Szenen für sich zu verbuchen hatte.
                                          PADDINGTON war für meinen Geschmack ein mehr als überraschender Volltreffer, der sein Herz mehr als nur am rechten Fleck hat und einer der schönsten Familienfilme ist, die ich jemals gesehen habe.
                                          Wenn sich ein Film diese Bezeichnung verdient hat, dann definitiv PADDINGTON!

                                          Selbiges gilt auch für den Nachfolger, denn ein paar Jahre später erschien mit PADDINGTON 2 die Fortsetzung, die dem Erstling für mein Empfinden in nichts nachsteht.
                                          Diesmal wandert der peruanische Bär aufgrund einer Verwechslung unschuldig ins Gefängnis und erwärmt dort unter anderem das Herz des Gefängniskochs (genial, Brendan Gleeson) durch das legendäre Marmeladenrezept seiner Tante Lucy, während Familie Brown im Hintergrund alles daran setzt, um die Unschuld von Paddington aufzuklären.
                                          Dabei findet der Film erneut den richtigen Mix aus Humor und Charme, wobei PADDINGTON 2 auch Züge eines Krimis annehmen kann.

                                          Verstärkt wurde der Cast im zweiten Teil wie eben bereits erwähnt mit Brendan Gleeson, der hier wie die Faust aufs Auge in die Rolle des bulligen Gefängniskochs passt. Brendan Gleeson ist für mich persönlich ein äußerst unterschätzter Schauspieler, der verschiedenste Charaktertypen glaubhaft zum Leben erwecken kann. Toller Kerl!
                                          Daneben gesellt sich auch Hugh Grant in die Reihen des Casts, der diesmal in die Rolle des Bösewichts schlüpft. Große Überraschungen sollte man dabei im Hinblick auf dessen Schauspiel aber nicht erwarten, denn Hugh Grant ist Hugh Grant, so, wie man es von ihm gewohnt ist, nur eben in Form eines Schurken.
                                          Ein Wiedersehen gibt es mit den Darstellern von Familie Brown, sowie mit Julie Walters als Haushälterin Mrs. Bird und Peter Capaldi als Mr. Curry, der hier nun als eine Art selbsternannter Straßensheriff durch die Nachbarschaft patrouilliert. Herrlich!
                                          Und auch Jim Broadbent ist erneut in der Rolle des Antiquitätenhändlers zu sehen, die ihm wie aus dem Leib geschnitten ist.

                                          Was ich außerdem noch positiv hervorheben möchte, ist die visuelle Kraft des Filmes. Der Streifen besitzt ein unglaublich warme und wohltuende Aura, obwohl er ironischerweise im verregneten London spielt, und hat mich in manchen Momenten sogar an die visuelle Bildersprache eines Wes Anderson erinnert, besonders wenn ich an die Szenen zwischen Paddington und dem Koch in der Gefängniskantine denke.
                                          PADDINGTON und PADDINGTON 2 besitzen einfach beide einen ganz eigenen und liebenswerten Charme, sind verdammt detailverliebt und voller Herzblut.
                                          Hier kann man durchweg erkennen, wie viel Liebe in diese beiden Filme gesteckt wurde.

                                          PADDINGTON 2 bleibt am Ende ein mehr als nur gelungener Film (selbiges gilt auch für den Vorgänger) und eine bärenstarke Fortsetzung!
                                          Beide Abenteuer des Bären gehören zu den liebevollsten Filmen, die ich seit langer Zeit gesehen habe.
                                          Ich habe durchweg das Gefühl gehabt, dass die Macher hier nicht die großen Geldscheine vor Augen hatten, sondern vielmehr ein wundervolles Filmerlebnis kreieren wollten, welches Jung und Alt wohl zweifelsohne gleichermaßen verzücken dürfte.
                                          Zwei wunderschöne Filme, gesegnet mit viel Witz, einem ganz großen Herz und sogar einigen berührenden Momenten.

                                          Was für eine unerwartete Überraschung!

                                          8 leckere Marmeladensandwiches, für beide Filme. Ein (Punkte)Nachtisch ist bei einer Zweitsichtung allerdings nicht ausgeschlossen…;)

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                                          • 7

                                            METAL LORDS ist ein angenehm kurzweiliger Coming-Of-Age-Film geworden, der sich ganz klar auf Fans von Rockmusik und vor allem Heavy Metal spezialisiert hat.
                                            Wenn man mit dieser Art von Musik eher wenig anfangen kann, dann dürfte es mitunter recht schwierig werden, einen Zugang zum Film zu finden.

                                            In METAL LORDS träumt der Teeanger Hunter (Adrian Greensmith) davon, seine eigene Heavy Metal Band zu gründen und in die Fußstapfen seiner großen Vorbilder um BLACK SABBATH, METALLICA, SLAYER und Co zu treten.
                                            Zusammen mit seinem besten Freund Kevin (Jaeden Martell) möchte Hunter am Wettbewerb „Battle of the Bands“ teilnehmen, um seinen großen Traum in die Tat umzusetzen.
                                            Dafür benötigen die beiden Freunde allerdings noch jemanden, der ihre Band „Skull Fucker“ am Bass unterstützen kann, was die Cello-Spielerin Emily (Isis Hainsworth) auf den Plan ruf, die auf den ersten Blick allerdings so gar nicht ins Bild der Bandphilosophie passt…

                                            Machen wir uns nichts vor - METAL LORDS lebt ganz klar von seiner Musik und den vielen legendären Songs, die stets passend in die Story eingearbeitet worden.
                                            Abseits von der musikalischen Thematik ist METAL LORDS ein typischer 0815 Coming-Of-Age-Film, der das Rad nicht neu erfindet und auch nicht mit unerwarteten Wendungen in der Story punkten kann. Die Story ist dabei weder herausstechend gut erzählt, noch hervorragend gut geschrieben.
                                            In dieser Hinsicht sollte man seine Erwartungen also mächtig nach unten schrauben…
                                            Für das Drehbuch konnte man hier sogar D.B. Weiss engagieren, allseits bekannt durch seine Arbeit bei GAME OF THRONES.
                                            Als ausführender Musikproduzent fungierte unter anderem Tom Morello, der legendäre Gitarrist von RAGE AGAINST THE MACHINE.

                                            Wenn man, wie zu Beginn bereits erwähnt, allerdings ein Faible für diese Musik hat (oder zumindest Sympathien dafür hegt), dann kann man mit METAL LORDS definitiv seinen Spaß haben.
                                            Wenn sich Hunter und Kevin in einer Verfolgungsjagd wiederfinden, während aus den Boxen JUDAS PRIEST mit ihrem Knaller „Painkiller“ zu hören sind, oder letzterer an den Drums sitzt und „War Pigs“ von BLACK SABBATH spielt, dann gebe ich offen zu, dass solche Momente tatsächlich ausreichen, um mein mit „Sex, Drugs & Rock‘N‘Roll“ geflutetes Herz höher schlagen zu lassen.
                                            Jaja, mit solchen Kombinationen bin ich wahrscheinlich einfach zu leicht um den Finger zu wickeln…

                                            Die Hauptfigur des Filmes, Hunter, hat nur Augen für Heavy Metal, wobei er sich anderen Stilrichtungen entschlossen entgegenstellt und andere Meinungen auch nur schwer akzeptieren kann.
                                            Dies trifft MEINER PERSÖNLICHEN Erfahrung nach auch auf einige eingeschworene Metalheads zu, die ich bisher kennengelernt habe.
                                            Alle hanebüchenen Vorurteile über Metalheads sind natürlich überwiegend totaler Quatsch, doch trotzdem habe ich dabei immer das Gefühl gehabt, dass sie andere Musikgenre nur wenig bis gar nicht akzeptieren können und Metal als die einzig wahre Musik ansehen.
                                            Diese Wahrnehmung verkörpert Hunter für mich sehr gut.
                                            Ich hoffe, damit fühlt sich jetzt niemand auf den Schlips getreten, denn das ist wie gesagt nur meine persönliche Erfahrung.
                                            Ich mag die Musik ja selbst sehr gern, auch wenn ich definitiv kein Metalhead bin und auch noch nie einer war…

                                            METAL LORDS bleibt am Ende ein Film, der mir ingesamt betrachtet gut gefallen hat. Er ist im Hinblick auf die Story bei weitem nicht grandios, punktet aber mit einem guten Einblick in’s Heavy Metal Genre, vier vorzüglichen Gastauftritten, einigen guten Gags, ordentlichen Schauspielern (Hunter erinnerte mich optisch irgendwie zu jeder Sekunde an Machine Gun Kelly als Tommy Lee aus THE DIRT btw) und natürlich richtig geiler Musik.

                                            Ein kurzweiliger und metallischer Spaß für zwischendurch.
                                            Denn wann sieht man heutzutage auf Netflix schon mal drei Teenager zu „War Pigs“ oder „For Whom the Bell Tolls“ jammen?

                                            7 umgekippte Verstärker.

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                                            • 9 .5

                                              Egal wie oft ich mir diesen Film ansehe, BLOOD DIAMOND schafft es einfach jedes Mal, mich durchweg an den Bildschirm zu fesseln! Ich schaue mir den Film alle paar Jahre immer wieder gerne an, da mich diese packende Geschichte, inszeniert vor den wahren Ereignissen des Bürgerkriegs in Sierra Leone (1991-2002), bei jeder erneuten Sichtung packt.
                                              Edward Zwick hat hier einen absoluten Kracher geschaffen, der leider über die Jahre hinweg ein kleines bisschen in Vergessenheit geraten ist und für mein Befinden deutlich mehr Anerkennung verdient.

                                              BLOOD DIAMOND spielt im vom Bürgerkrieg zerfressenen Sierra Leone. Dreh- und Angelpunkt der Story ist die „Partnerschaft“ zwischen dem Schmuggler Danny Archer (Leonardo DiCaprio) und dem Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou). Das Dorf des Fischers wird bei einem Überfall von Rebellen der „Revolutionary United Front“ (RUF) zerstört, wobei seine Frau mitsamt der gemeinsamen Tochter und dem Baby fliehen kann, sein Sohn Dia allerdings von den Rebellen gefangen genommen wird. Solomon selbst wird in eine Diamantenmine verschleppt, in der er durch Zufall auf einen großen und enorm wertvollen Diamanten stößt.
                                              Dies ruft wiederum den Schmuggler Archer auf den Plan, der durch den Diamanten das große Geld wittert und dem Fischer im Austausch gegen das Objekt der Begierde bei der Zusammenführung seiner Familie helfen will…

                                              BLOOD DIAMOND vereint und thematisiert viele verschiedene Dinge, egal ob es sich dabei um Politik, Korruption, Waffen/Diamantenhandel, Söldnerfirmen, das Leid der Bevölkerung, Flüchtlinge oder den furchtbaren Einsatz von Kindersoldaten handelt.
                                              Edward Zwick hat sich damals also einem äußerst ambitionierten Projekt gewidmet, das Unterhaltung und historischen Anspruch überwiegend richtig gut miteinander kombiniert.
                                              Dabei überzeugt BLOOD DIAMOND in meinen Augen vor allem durch seine Härte und seinen Realismus, denn hier wird zweifelsohne nichts beschönigt. Dies wird bereits zu Beginn des Filmes deutlich, als das Dorf des Fischers und seiner Familie brutal überfallen und massakriert wird. Für Hollywood bekommt man hier teils drastische Bilder zu sehen, die für einige Zuschauer mitunter schwer zu verdauen sein dürften, gerade wenn ich an die Thematik der Kindersoldaten denke, die einen doch recht großen Teil des Filmes beansprucht. Mit perfidesten Methoden werden die unschuldigen Kinder einer Gehirnwäsche unterzogen und im Umgang mit der Waffe geschult, irgendwo zwischen weltfremden Großmachtfantasien und verbrecherischen Psychospielchen der Rebellen.
                                              Selbiges gilt für Momente, in denen die Rebellen der RUF, die für solche grausamen Methoden berüchtigt waren, ihren Opfern die Gliedmaßen abtrennen. Auch heute gibt es durch dieses brutale Vorgehen immer noch rund 20.000 sogenannte „Amputees“ in Sierra Leone. Grausam.
                                              Edward Zwick zeigt diesen Bürgerkrieg als das, was er war: ein mörderischer Konflikt, der unzählige Menschen mit Leid, Tod und Schmerz überschüttet hat.
                                              Leider wird man da ganz automatisch an aktuelle Ereignisse erinnert…

                                              BLOOD DIAMOND ist somit eine Mischung aus Abenteuerfilm, Geschichtsstunde, Thriller und Kriegsdrama.
                                              Ein weiterer Grund, weshalb ich den Film so verdammt stark finde, sind die Leistungen der Schauspieler.
                                              Der von Leonardo DiCaprio verkörperte Charakter Danny Archer ist wohltuend komplex und teilweise nur schwer zu durchschauen. Ich würde ihn als den klassischen Antihelden bezeichnen, der durch traumatische Erlebnisse vom rechten Weg abgekommen ist, tief in sich drinnen aber immer noch ein gutes Herz hat.
                                              Dabei zeigt Leonardo DiCaprio seine für mich mitunter stärkste Leistung, die im Vergleich zu seinen vielen anderen grandiosen Rollen ganz gerne mal in den Hintergrund gedrängt wird. Er erweckt diesen tiefgründigen und interessanten Charakter herausragend zum Leben und besitzt einmal mehr unglaublich viel Charisma und eine einschneidende Leinwandpräsenz.
                                              Daneben ist es vor allem Djimon Hounsou, der hier ebenfalls eine grandiose Leistung gezeigt hat, wahrscheinlich DIE schauspielerische Leistung seiner Karriere! Er spielt die Rolle des armen Fischers und liebevollen Vaters so unfassbar lebensecht und voller Energie, dass man hier tatsächlich denken könnte, dass Edward Zwick einen echten Fischer aus Sierra Leone engagiert hat. Was Djimon Hounsou hier stellenweise für Gefühle heraufbeschwört, ist einfach nur großes Schauspielkino und in seinen besten Momenten unglaublich bewegend. Es ist mir ein Rätsel, warum dieser Mann dafür nicht mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde…
                                              Auch Jennifer Connelly, die im Film in die Rolle einer ambitionierten Journalistin schlüpft, kann hier durchaus überzeugen. Sie holt aus ihrer teils doch recht klischeebehafteten Rolle das Maximum heraus, steht insgesamt betrachtet aber klar im Schatten der beiden Giganten DiCaprio und Hounsou.
                                              Ebenfalls überzeugend finde ich nach wie vor Arnold Vosloo (allseits bekannt aus DIE MUMIE und DIE MUMIE KEHRT ZURÜCK mit Brendan Fraser) als Colonel Coetzee, der all die Jahre scheinbar als eine Art Bezugsperson von Danny Archer fungierte, letztlich aber dennoch nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, den er, ganz im Stil eines Söldnergenerals, ohne Rücksicht auf Verluste einfordern lässt.
                                              Außerdem zeigt auch David Harewood in der Rolle des brutalen RUF-Kommandanten eine starke Leistung.

                                              „Du denkst ich bin ein Teufel, dass kommt ganz einfach daher, weil ich in der Hölle lebe!"

                                              Er schafft es, dass man als Zuschauer die tiefste Verachtung für seine Figur entwickelt, die ohne jegliche Menschlichkeit gegen ihre Mitmenschen vorgeht und die Leben der Kinder für immer zerstört, indem er aus ihnen Kindersoldaten macht.

                                              BLOOD DIAMOND ist einer der wenigen Filme, der seine Klasse nach jeder erneuten Sichtung aufrechterhalten und stellenweise gar verbessern kann.
                                              Ich verliere mich einfach immer wieder in dieser packenden Geschichte, die dabei in Form dieses brutalen Bürgerkriegs einen harten Einblick in die endlose Misere des afrikanischen Kontinents bietet, heraufbeschworen durch Machthunger, maßlose Gier (sowohl innerhalb des Landes als auch von außen) und eine zerrüttete Politik.
                                              Glücklicherweise driftet BLOOD DIAMOND dabei auch nur ganz selten in klischeebehaftete Gewässer ab, wobei ich mir bis heute fast schon sicher bin, dass das Ende bestimmt mal anders geplant war. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Studiobosse hier ein etwas versöhnlicheres und massentauglicheres Ende gefordert hatten. Aber das ist wohlgemerkt nur eine Vermutung meinerseits, wobei mir das im Film zu sehende Ende nebenbei bemerkt trotzdem richtig gut gefällt, was einmal mehr an den tollen Schauspielern und dem wunderschönen Soundtrack von James Newton Howard liegt. Ein gelungenes Ende - Gänsehaut garantiert…

                                              BLOOD DIAMOND bleibt für mich abschließend ein hartes Brett, und diese Meinung lasse ich mir auch nicht schlecht reden.
                                              Edward Zwick hat hier ein bärenstarkes und berührendes Abenteuerdrama geschaffen, gewürzt mit viel geschichtlichen Hintergrundinformationen, teils beeindruckenden Bildern von Afrika und einem interessanten Einblick in den damaligen Diamantenhandel, der den Bürgerkrieg wohl maßgeblich mitfinanziert und in die Länge gezogen hat.
                                              Viele Szenen gehen wahrlich unter die Haut und sind sehr bewegend, was vor allem der realistischen Inszenierung geschuldet ist.

                                              Ich bin nach dieser Sichtung nun fast schon geneigt, den Film als einen meiner „All-Time Favorites“ zu bezeichnen, da dieser Streifen immer wieder einen Nerv bei mir trifft. Und dafür muss ein Film auch nicht immer zwingend die 10 und das Herz bekommen.
                                              BLOOD DIAMOND regt zum Nachdenken an und ist großes und wichtiges Kino, versehen mit viel Spannung, knallharter Action und zwei Hauptdarstellern in absoluter Höchstform.

                                              Für mich ist BLOOD DIAMOND ein Meisterwerk und mitunter Edward Zwick‘s beste Arbeit.

                                              „D.I.A. - Das ist Afrika"

                                              9,5 Blutdiamanten.

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                                                OUTLAWS - DIE WAHRE GESCHICHTE DER KELLY GANG habe ich durch Zufall auf Amazon Prime entdeckt. Mir war der Film vorher nicht bekannt gewesen, doch durch die Story und den äußerst ansprechenden Cast wurde meine Neugier sehr schnell geweckt.
                                                Gerade der namenhafte Cast hat es mir wirklich angetan, denn mit Charlie Hunnam, George MacKay, Russell Crowe und Nicholas Hoult sind hier vier Schauspieler vorhanden, die ich allesamt sehr gern sehe. Besonders Charlie Hunnam ist durch SONS OF ANARCHY zu einem meiner absoluten Lieblingsschauspieler geworden.
                                                Dennoch muss ich sagen, dass OUTLAWS - DIE WAHRE GESCHICHTE DER KELLY GANG meine Erwartungen leider nicht erfüllen konnte.

                                                Regisseur Justin Kurzel (ASSASSINS CREED, MACBETH) erzählt in diesem Film die Geschichte des australischen „Bushrangers“ Ned Kelly (George MacKay), der gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Australien mit seiner Gang etliche Morde beging um damit Widerstand gegen die Kolonialbehörden zu leisten.
                                                In Australien selbst ist Ned Kelly für viele Leute heutzutage eine Art Volksheld, während ihn andere Menschen als einen grausamen Verbrecher ansehen, der einzig und allein auf seinen eigenen Vorteil bedacht war. Einige bezeichnen Kelly gar als den „Billy the Kid“ oder den „Robin Hood“ Australiens. Kelly soll damals sogar mit dem Gedanken an einen Aufstand gegen die Kolonialherren gespielt haben.
                                                Ein äußerst zweischneidiges Schwert also.

                                                Im Film selbst wird gleich zu Beginn angedeutet, dass man sich im Hinblick auf die historische Authentizität einige künstlerische Freiheiten herausgenommen hat.
                                                Justin Kurzel nimmt sich unglaublich viel Zeit, um in die Geschichte des Filmes einzuführen. Auch wenn ich nichts gegen einen längeren erzählerischen Einstieg in einen Film habe, so hat mir das hier doch zu lange gedauert. Man beschäftigt sich sehr lange mit der Kindheit und der familiären Situation von Ned Kelly, ehe man diesen als herangewachsenen Mann in Australien sein Unwesen treiben sieht.
                                                Doch auch dann, wenn die „Kelly Gang“ langsam aber sicher entfesselt wird, war der Film doch unerwartet unspektakulär inszeniert. Hier hätte ich mir ganz einfach ein bisschen mehr „Power“ und Härte gewünscht! So bewegt sich der Streifen dann nämlich auf einem relativ vorhersehbaren und unspektakulären Weg dem Finale entgegen, das für mich jedoch gleichzeitig die mitunter besten Momente des Filmes zu bieten hat.
                                                Der finale Showdown ist in meinen Augen nämlich wirklich großartig in Szene gesetzt und feuert unglaublich intensive Bilder und Lichteffekte auf den Zuschauer ab. Hier werden Kenner des Filmes automatisch an das Ende von MACBETH mit Michael Fassbender denken müssen, ebenfalls inszeniert von Justin Kurzel.
                                                Die letzte Schlacht zwischen der „Kelly Gang“ und den Polizisten entwickelt sich dabei zu einem Gemetzel surrealen Ausmaßes, zu einem fast schon grauenhaft genial inszeniertem Bilderrausch.
                                                Ich persönlich hätte mir mehr solcher Szenen gewünscht!

                                                Schauspielerisch kann man dem Film wenig vorwerfen. George MacKay zeigt hier gekonnt, dass er ein richtig guter Schauspieler ist und verkörpert Ned Kelly wirklich super, wenngleich er optisch mit dem historischen Original so gut wie nichts gemeinsam hat.
                                                Auch Charlie Hunnam überzeugt erneut, diesmal in der Rolle eines zwielichtigen Sergeants, ebenso wie Russell Crowe (den man kaum erkennt) als berüchtigter Straßenräuber Harry Power, der eine Art Mentor für den jungen Ned Kelly war.
                                                Daneben fügen sich auch Nicolas Hoult, Thomasin McKenzie und Essie Davis in der Rolle von Kelly‘s Mutter gut ins Geschehen ein.

                                                OUTLAWS - DIE WAHRE GESCHICHTE DER KELLY GANG bleibt am Ende dennoch eine überwiegend ernüchternde Erfahrung, denn bis auf die tollen Schauspieler und das starke Ende konnte mich der Streifen leider nicht überzeugen. Das Ende hat dabei mit dem Grundton bzw. der Inszenierung vom Rest des Filmes wenig bis gar nichts gemeinsam, was durchaus etwas irritierend ist.
                                                Zu oft machte sich Langeweile in mir breit und zu oft ließ mich das Geschehen uninteressiert vor dem Bildschirm verweilen, weshalb der Film letztlich auch nicht über seine 5 Punkte hinauskommt.
                                                Ich werde mir bei Gelegenheit mal den Film GESETZLOS - DIE GESCHICHTE DES NED KELLY mit Heath Ledger, Orlando Bloom und Naomi Watts anschauen, der vielleicht eher meinen Erwartungen entspricht.

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                                                  Der Schlagzeuger der FOO FIGHTERS, Taylor Hawkins, ist im Alter von nur 50 Jahren gestorben. Diese traurige Meldung gab die Band um Frontmann Dave Grohl in der Nacht zum Samstag auf Twitter bekannt.
                                                  „Sein musikalischer Geist und sein ansteckendes Lachen werden für immer mit uns allen weiterleben“, schrieb die Band auf Twitter.

                                                  „Life is funny. If you don't laugh, you're in trouble.“
                                                  Taylor Hawkins

                                                  Ich persönlich LIEBE die FOO FIGHTERS und zähle die Bands seit etlichen Jahren zu meinen absoluten Favoriten.
                                                  Umso so derber war der Schlag in die Magengrube, als ich vorhin vom Tod von Taylor Hawkins gelesen habe.
                                                  Taylor Hawkins war ein Energiebündel und einer meiner liebsten Drummer, dessen positiver Aura ich mich nie entziehen konnte.
                                                  Nun hat Dave Grohl nach Kurt Cobain schon wieder einen treuen Freund verloren, mit dem er viele Jahre lang Musik gemacht hat.

                                                  Falls mich jemand sucht, ich werde mich das Wochenende über in meinem Musikzimmer verkrümeln und die FOO FIGHTERS am laufenden Band hören.

                                                  Mach’s gut, Taylor…😢

                                                  https://www.spiegel.de/kultur/musik/foo-fighters-schlagzeuger-taylor-hawkins-ist-tot-a-2f5692b0-7c14-4c4d-a2ab-51c02618a775-amp

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                                                  • 8 .5

                                                    ZACK SNYDER‘S JUSTICE LEAGUE ist die Vision eines Regisseurs, die nie ihren Weg in die Lichtspielhäuser dieser Welt fand.
                                                    Entgegen aller Erwartungen erblickte Zack Snyder‘s 4 Stunden langes Werk im vergangenen Jahr nun doch noch das Licht der Welt.
                                                    Da die Kritiken zu diesem Film überwiegend positiv bis euphorisch waren, habe ich beschlossen, nun auch mal einen Blick in dieses Werk zu riskieren.
                                                    Dabei sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich JUSTICE LEAGUE, der ja damals komplett „zerschnitten“ in die Kinos kam und nur mäßige Erfolge feiern konnte, nie gesehen habe.
                                                    Somit bin ich mit relativ neutralen Erwartungen an diesen Film hier, die ursprünglich von Snyder vorgesehene Version, herangegangen.
                                                    Ich persönlich bin nicht DER riesengroße Fan von DC (selbiges gilt für Marvel), habe aber mit WONDER WOMAN, AQUAMAN, MAN OF STEEL und BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE (den ich entgegen der allgemeinen Meinung ziemlich gut fand) doch ein paar Werke aus diesem Universum gesehen, was für das Verständnis im Hinblick auf ZACK SNYDER‘S JUSTICE LEAGUE auf jeden Fall von Vorteil war.

                                                    Herausgekommen ist dabei am Ende ein fantastischer Superhelden-Film, dem man die Handschrift seines Schöpfers in jedem noch so klitzekleinen Moment durchweg anmerkt.
                                                    Visuell überwältigend, gewürzt mit großartigen Actionszenen, einem dröhnenden Soundtrack, Slow-Mo und einer Menge CGI - Zack Snyder ist in dieser Hinsicht ein Meister seines Fachs!
                                                    Auch wenn mir der CGI-Overkill in vielen Filmen immer mal wieder gehörig auf die Nerven geht, so kann ich definitiv nicht leugnen, dass Zack Snyder hier visuell mal wieder alle Register gezogen hat.
                                                    Der Film wirkt sehr oft wie ein Comic, der zum Leben erweckt wurde. Damit dürften wohl vor allem die Herzen von eingefleischten DC-Fans höher schlagen…
                                                    Dabei findet der Streifen eine wirklich tolle Bildästhetik mit einem ganz eigenen Mix aus düsteren, unterkühlten und stellenweise doch „passiv-warmen“ Bildern, die meiner Meinung nach maßgeblich zur Klasse des Filmes beitragen und genau den Gegenpol zu den „bunten“ Bildern der Marvel-Filme darstellen. Ein interessanter Kontrast dieser beiden Comic-Giganten…
                                                    Die Actionszenen sind für meinen Geschmack wohl dosiert und können sich wie von Snyder gewohnt wahrlich sehen lassen. Eine Augenweide!
                                                    Der Film artet dabei nie in Dauergekloppe aus und setzt ebenjene Actionsequenzen über die riesengroße Laufzeit hinweg überraschend gut platziert ein, ohne in irgendeiner Weise „over the top“ zu wirken.

                                                    Die Story des Filmes ist zwar hauchdünn, hat es aber trotzdem geschafft, so gut wie nie Langeweile bei mir aufkommen zu lassen. 4 Stunden Laufzeit sind natürlich eine Hausnummer, doch ZACK SNYDER‘S JUSTICE LEAUGE war für mich persönlich dennoch ein flüssiges und angenehmes Seevergnügen, was ich vorher tatsächlich nicht gedacht hätte.
                                                    Die Story nimmt sich zu Beginn sehr viel Zeit, um die vielen verschiedenen Figuren und deren Denkweisen und Ambitionen einzuführen. Viele Filmfans ergreifen bei solch langen Einführungen ins Geschehen gerne mal die Flucht, doch ich habe dafür zugegeben schon immer ein Faible gehabt. Gerade die Hintergrundgeschichte zu Victor Stone/Cyborg fand ich zum Beispiel sehr interessant, da mir diese Figur vorher um ehrlich zu sein auch kein Begriff war.
                                                    Von Vorteil ist es dabei natürlich, wenn man ein paar andere Werke aus dem DC-Universum gesehen hat, wie beispielsweise WONDER WOMAN oder vor allem BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE. Doch auch ohne Vorkenntnisse sollte man der Story ohne Probleme folgen und die Verbindungen unter den vielen Charakteren verstehen können.

                                                    Apropos Charaktere: Hier kommt natürlich mitunter die Crème de la Crème aus dem Hause DC zusammen und auch der dazugehörige Cast beinhaltet viele große Namen aus Hollywood.
                                                    So sind hier unter anderem Henry Cavill als Superman, Ben Affleck als Batman, Gal Gadot als Wonder Woman, Jason Momoa als Aquaman, Amy Adams als Lois Lane, Ezra Miller als Flash oder zum Beispiel Jeremy Irons als Alfred Pennyworth zu sehen.
                                                    Die Schauspieler machen ihre Sache durchweg gut, man sollte aber auch keine schauspielerischen Leistungen erwarten, die ihren Weg in den Olymp der Filmgeschichte finden werden.
                                                    Gut aufgelegte Darsteller, aber nichts, das mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird…
                                                    Die Harmonie unter den Helden der „Justice League“ entwickelt sich über die Handlung hinweg zwar spürbar positiv weiter, erreicht meiner Meinung nach im direkten Vergleich aber bei weitem nicht die Klasse der bunt zusammengewürfelten Truppe der „Avengers“.
                                                    Außerdem möchte ich an dieser Stelle nochmal ein gutes Wort für Ben Affleck einlegen, der mir hier als Batman wie schon in BATMAN V SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE richtig gut gefallen hat!
                                                    Wie gesagt, ich bin nicht der größte Experte auf dem Gebiet von Comicverfilmungen, aber den Hate hat sich Ben Affleck stellenweise definitiv nicht verdient. Für mich ist er ein guter Bruce Wayne und ein toller Batman!

                                                    ZACK SNYDER‘S JUSTICE LEAGUE bleibt für mich am Ende ein mehr als ordentlicher Film, der meine Erwartungen, die sich vor allem durch die vielen positiven Meinungen nach Veröffentlichung des Snyder Cuts entwickelten, definitiv zufriedengestellt hat!
                                                    Inwiefern sich die Qualität nun zur zwangsgekürzten Kinoversion JUSTICE LEAGUE unterscheidet, die ich wie zu Beginn bereits erwähnt nicht gesehen habe, kann ich nicht sagen.
                                                    Die allgemeine Resonanz spricht allerdings deutlich für die vierstündige Version hier, weshalb ich mir den „kleinen Bruder“ wahrscheinlich auch nicht ansehen werde.
                                                    Mir haben besonders die kraftvolle Bildersprache und das epochale Ausmaß des Filmes gefallen. Ich mag einfach die stellenweise düstere Ader der DC-Filme…
                                                    Manchmal ist der Streifen vielleicht etwas zu überambitioniert, aber letztlich hat dieses Werk wieder einmal gezeigt, dass man einem Regisseur als Filmproduzent oder Studioboss durchaus den nötigen Freiraum bei der Verwirklichung seiner Visionen lassen sollte, anstatt einen Film gnadenlos zu kürzen und ein paar Jahre später mit der Wiedergeburt der ursprünglichen Version gnadenlos eines Besseren belehrt zu werden.

                                                    Zack Snyder muss sich über all die lobenden Worte der Fans und anderer Kollegen aus der Filmbranche mit Sicherheit sehr gefreut haben.
                                                    Ich freue mich auf jeden Fall auch für ihn.

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